„Ich dachte, die Donau fließt bergab“
Neuburg, 27./28. Februar 2012
Wie haben wir uns gefreut, als wir nach einer kräftezerrenden Berg- und Talfahrt entlang der Altmühl endlich Neuburg an der Donau erreicht haben! Ein kleines Etappenziel auf unserer Reise. Der Fluss, welcher uns nun fast dreitausend Kilometer bis zum schwarzen Meer begleiten wird. Und es geht flußabwärts! Klingt erst mal super oder? Doch was uns erwartet, sieht anders aus, als in unseren Vorstellungen. Wir haben Februar. Wege, die im Sommer wahrscheinlich herrlich zu fahren sind, entpuppen sich als matschige Pisten. Unsere beladenen Räder graben sich immer tiefer in die Furchen und wir kommen nur im Schneckentempo voran. Am schlimmsten ist die Strecke zwischen Ingolstadt und Neustadt. Zeitweise fahren wir auf einem alten Bahndamm. Links und rechts von uns liegt Militärgelände und überall mahnen Schilder: „Den Damm nicht verlassen. Militärübungsgelände. Lebensgefahr!“ Ok, mit dem pinkeln warten wir dann noch einen Augenblick. Es fängt an dunkel zu werden. Doch zu beiden Seiten des Donaudammes, befinden sich feuchte bis sumpfige Wiesen und Wäldchen. Kein geeigneter Platz, um ein Zelt aufzuschlagen. Wir sind erschöpft. Die Beine brennen. Wir haben Hunger. Um uns herum inzwischen totale Dunkelheit. Timm läuft ein Stück in ein Wäldchen hinein.
Timm: Man merkt Lorena an, dass sie ungern wild zelten möchte. Genauso wenig, wie ich bei einem Bauern nach einem Zeltplatz nachfrage. Und so fahren wir immer weiter gen Dunkelheit, ohne einen passenden Schlafplatz für uns Beide zu finden. Inzwischen ist es stockdunkel und wir leuchten uns den Weg durch ein Naturschutzgebiet mit FahrradLampe und Stirnleuchte. „Da, ein Weg!“ Lorena deutet in die Dunkelheit. Das soll wohl heißen, dass ich mal nachschauen soll, ob man da campen kann. Also laufe ich in den kleinen Feldweg hinein. Am Ende des Weges kann ich zwei dunkle Schatten erkennen. Bilde ich mir das nur ein? Sind das Rehe oder Wildschweine oder Etwas ganz anderes? Ich renne darauf zu und hoffe, dass sie die Flucht ergreifen. Aber sie bewegen sich nicht. Puh! Doch nur Bäume. Langsam komme ich mit meiner Stirnlampe in Reichweite der Schatten und plötzlich bekommen sie leuchtende Augen. Was es nicht nötig hat weg zu laufen, scheint nicht am unteren Ende der Nahrungskette zu sein, denke ich und ziehe mich langsam zurück. Zu Lorena meine ich kurz, dass es ein nicht so günstiger Platz zum Zelten ist! Wir fahren weiter.
Lorena: Vielleicht doch noch ein Stück weiter. Doch dann befinden wir uns plötzlich wieder auf der Schnellstraße. „Ich will doch einfach nur schlafen!“, denke ich, „hier muss es doch irgendwo einen Platz geben, wo man dieses blöde kleine Zelt aufschlagen kann!“ Den gibt es. Vor uns taucht ein blaues Schild mit einem weißen Zelt darauf auf: Campingplatz in 500 Metern. Als wir im Stockdunkeln mit unseren komplett vermatschten Rädern auf den Hof fahren und fragen, ob wir dort Zelten können, lacht der Besitzer und sagt: „Ihr seid meine ersten Gäste 2012“.
Der Berg von Kelheim
Wir sind es satt, uns durch den Schlamm zu kämpfen. Wo es geht, wählen wir die Straße anstatt des Donauradweges. So auch in Kelheim. Ein Hinweisschild mit Höhenprofil zeigt den Radfahrern auf: „Achtung! Steigung von über 100 Höhenmetern zu bewältigen. Alternative: Fähre.“ Naja, wir werden noch öfter mit solchen Steigungen zu kämpfen haben. Wenn nicht, schieben wir eben ein Stück. Also machen wir uns auf den Weg und bereuen es sehr schnell: Matschige Waldwege, die stetig Berg auf führen…