Passau, unser Tor zur Welt
Passau: Samstag
Wir erreichen Passau. Unser letzter Stopp, bevor wir raus aus dem vertrauten Deutschland fahren und hinein in das „unbekannte Österreich“. Doch die Stadt zeigt sich uns nicht von ihrer schönsten Seite. Wir fahren über die Kraftwerksbrücke, durch ein Industriegebiet entlang hässlicher Bahngleise. Auf dem Radweg begegnen uns düstere Gestalten. So, das ist also Passau. Am Hauptbahnhof angekommen entdecken wir auch gleich unsere Pension. Sie befindet sich oberhalb einer Bäckerei und ist eine günstige Bleibe für durchreisende Radfahrer. Ein schlichtes, aber freundlich eingerichtetes Zimmer empfängt uns. Erst mal die Beine hoch legen!
Den gesamten Sonntag verbringen wir damit, unsere Ausrüstung neu zu ordnen und auszusortieren. Erst um halb zwölf machen wir uns auf den Weg Passau zu erkunden. Schmale verwinkelte Gassen mit wunderschön beleuchteten Fassaden lassen erahnen, warum Passau auch das Venedig Bayerns genannt wird. Die leeren Strassen, die Ruhe und die Kälte der Nacht wirken entspannend nach dem langen Tag in dem kleinen Zimmer und wir kuscheln uns müde in unser weiches Bett, in einem warmen Zimmer. Eine schöne Alternative zu den eisigen Nächten im Zelt. Mit einem vollen Paket stapfen wir Montag früh zur Postfiliale und schauen gespannt auf die Waage: 8 Kilo weniger! Erleichtert schwingen wir uns in die Sättel unserer Räder und machen uns auf den Weg in Richtung österreichische Grenze.
Irgendwie ist es ein befreiendes Gefühl, als wir auf der „anderen Seite“ ankommen. Das Wetter wechselt, die Sonne kommt heraus und weit und breit nichts ausser Natur. Links und Rechts der Donau erheben sich die ersten Hügel, auf denen teilweise noch Schnee zu sehen ist. Das Handy von Timm ist tot. Keine Verbindung.
Ein Gefühl von Abenteuer und Unabhängigkeit macht sich endlich in uns breit. Jetzt geht die Reise los!
In Linz angekommen machen wir uns mal wieder auf die Suche nach einem Platz, wo wir mal schnell ins Internet können. Mit dem „Schnell“ ist das immer so eine Sache: Schließlich haben wir zwei voll bepackte Räder dabei, die man nicht einfach so irgendwo abstellen kann. Nachdem wir beinahe eine Stunde umherirren, springt aus einem Geschäft plötzlich ein junger Mann vor unsere Füsse… äh Räder. Philip entpuppt sich als wahrer Fahrradfan und ist begeistert von unserem Vorhaben. Und das Tollste: Er bietet uns an, die Räder im Hinterhof des Geschäftes abzustellen. Eine wahre Wohltat. Wir können uns völlig frei durch Linz bewegen. Allerdings landen wir in einem McDonald. Nicht weil wir so riesige Sehnsucht nach Burgern haben, sondern weil es dort ein freies WLAN Netzwerk gibt. Burger verzehren wir natürlich zum Leidwesen unserer Reisekasse trotzdem. Da wir beinahe zwei Wochen „aufarbeiten“ müssen, rennt uns die Zeit schneller davon als uns lieb ist und wir entschliessen uns – wieder zum Leidwesen der Reisekasse – eine Nacht in der Internet-bestückten Jugendherberge zu verbringen. Philip und seine Freundin Vicky besuchen uns mit ein paar kühlen Bier und wir beenden den Tag mit einem sehr netten Austausch über Fahrradreisen und einer tollen neuen Bekanntschaft. Danke an euch Beide, dass ihr noch vorbeigeschaut habt!