KAPITEL 16: Ankunft in Rumänien
RUMÄNIEN



Next Level

Ähnlich wie in einem Computerspiel, wenn man in ein neues Level übergeht, kommen wir uns vor, als wir die serbisch-rumänische Grenze überschreiten. Vor uns liegt Natur, wie sie schöner kaum sein kann. Endlich. Wir fahren über eine einsame Landstrasse, welche sich entlang eines Flusses, durch die ersten Ausläufer der Karpaten schlängelt. Auf den Gipfeln in der Ferne ist noch vereinzelt Schnee zu erkennen. Wir genießen die Ruhe und die Natur und fragen uns, welche Tiere wohl in den Hängen um uns herum leben. Adler kreisen über den Wiesen im Tal. Der Fluss ist durch den Regen der letzten Tage über die Ufer getreten und drückt sich vorbei an einer alten verlassenen Mühle. Leider sind die Menschen hier nicht so offenherzig wie in Serbien. Selten wird unser Gruß erwidert und wir zweifeln langsam daran, ob unser Wörterbuch eventuell etwas veraltet ist und man inzwischen vielleicht ein anderes Grußwort benutzt. Die Strasse, die wir gewählt haben scheint nun auch nicht unbedingt die touristischste zu sein. Die Dörfer wirken eher abgeschnitten von der Aussenwelt. Wir wittern unsere Gelegenhit in Kontakt mit den Leuten zu kommen, als wir ein liegen gebliebenes Auto mit zwei Schäfern entdecken. Sehr schüchtern und zurückhaltend schieben sie mit uns das Auto an, fahren dann aber dankbar, hupend und knatternd davon.

















Zurückhaltung und Distanziertheit

Wir bekommen die Erlaubnis auf der Obstwiese einer jungen Familie zu Übernachten. Der Mann schneidet dort die Äste der Bäume, zieht sich jedoch schnell mit seiner Frau und dem Sohn zurück, als wir beginnen unser Zelt aufzubauen. Erst am nächsten Morgen schauen sie noch einmal vorbei und der Hund ist der erste der neugierig Kontakt mit uns aufnimmt. Wir versuchen uns mit Zeichensprache und den paar notierten Vokabeln Rumänisch mit den Leuten zu unterhalten. Die Großmutter ist erstaunt, dass wir absolut kein Rumänisch sprechen. Und lachend stellt sie fest, dass unser Vokabular dem des zehn Monate alten Davids entspricht. Der Kleine grinst uns aus den Armen seiner Oma entgegen und sagt so was wie: “Dadada” (auf rumänisch: jajaja). Die kleine Weltkarte ist eine gute Basis zur Verständigung und anhand dieser können wir ihnen dann doch erklären, was wir mit den Fahrrädern und dem ganzen Gepäck vor haben.


Die rumänische Familie

Die rumänische Familie

Das Eiserne Tor

Wir nähern uns dem Eisernen Tor, einer der imposantesten Taldurchbrüche Europas. Zwischen Moldava Veche und Dobreta-Turnu Severin zwängt sich die Donau auf rund 110 Flusskilometern durch dieses Nadelöhr. Bis zu 1.200 Meter hohe Felswände schießen rechts und links empor. Einst wegen ihrer tückischen Katarakte gefürchtet, wurde die wilde Schlucht 1972 zum “Balkanfjord” aufgestaut. Die Felsformationen, durch die sich die Donau – mal größer mal kleiner werdend – drückt, sind wirklich beeindruckend und ich würde behaupten, dass dies der schönste Abschnitt des Flusses ist. Nach beinahe jeder Kurve halten wir an, um zu staunen und zu fotografieren. Eine Quelle, deren kühles Wasser den Fels herunter plätschert nutzen wir um unsere Haare zu waschen. Ein junger Rumäne kommt mit uns ins Gespräch und ist sichtlich beeindruckt von unserem Vorhaben. Nachdem er uns freundlich all unsere bis hier gesammelten Fragen rund um Rumänien beantwortet hat, bittet er uns noch um ein Foto zur Erinnerung und wir fühlen uns beinahe prominent.


Toate cele bune!

Toate cele bune!

 

Wofür braucht man Stative?

Wofür braucht man Stative?







Eine verlassene Fabrik. Selbst diese wirkt malerisch vor der traumhaften Kulisse des Eisernen Tores.

Eine verlassene Fabrik. Selbst diese wirkt malerisch vor der traumhaften Kulisse des Eisernen Tores.


 

Unser erstes Lagerfeuer. Bei gegrillten Würstchen genießen wir die Aussicht auf die Berglandschaft

Unser erstes Lagerfeuer. Bei gegrillten Würstchen genießen wir die Aussicht auf die Berglandschaft


 



Die Statue des Dakerkönigs Decebalus. Die Idee stammt von dem rumänischen Geschäftsmann und Historiker Iosif Constantin Dragan. Mit dem Projekt waren insgesamt zwölf Bildhauer beschäftigt, die Fertigstellung dauerte zehn Jahre (2004) und am Ende kostete es über eine Mill. US-Dollar.

Die Statue des Dakerkönigs Decebalus. Die Idee stammt von dem rumänischen Geschäftsmann und Historiker Iosif Constantin Dragan. Mit dem Projekt waren insgesamt zwölf Bildhauer beschäftigt, die Fertigstellung dauerte zehn Jahre (2004) und am Ende kostete es über eine Mill. US-Dollar.

Decebalus Kopf

Wir befinden uns im Land der Bären und mein Kopf dreht sich von links nach rechts auf der Suche nach wilden Tieren. Dafür nehme ich in Kauf, das ein oder andere Schlagloch zu übersehen. Allein die Vorstellung hinter der nächsten Kurve einen Wolf oder einen Bären entdecken zu können, macht das Fahren hier abenteuerlich und spannend. Vor der 40 Meter hohen Statue des Dakerkönigs Decebalus, machen wir ein paar Fotos, als hinter uns etwas Großes von der Böschung ins Wasser fällt. Es scheint eine riesige Schlange zu sein, die einen Hasen, ein Rehkitz oder etwas Ähnliches mitgerissen hat. Der Kampf dauert nicht lange. Die Schlange peitscht ein paar mal kräftig im Wasser hin und her bis das Opfer reglos auf der Oberfläche schwimmt.

Da sich der Tag bereits dem Abend nähert, folgen wir anstatt der Donau einer Beschilderung zu einem See in einer Bucht, an dessem grünen Ufer sich nahe der angrenzenden Schlucht einige Häuser befinden. Vor einem der kleinen Häuser steht ein Auto. “Buna ziua?” Nur der weiße, zottelige Hund, welcher vor dem Tor liegt, dreht seinen Kopf zu uns um. Timm probiert es noch ein mal “Buna ziua? Salut?” Hinter dem Vorhang ist doch Jemand! Die Tür geht auf und ein junges blondes Mädchen schaut heraus. “Come in, come in!” Wir betreten das kleine Haus und sind überrascht, dass uns dort wider Erwarten keine Familie begrüßt, sondern einige Teenager auf Sofas vor dem Fernseher liegen (Programm: Takeshis Castle). Zwei von ihnen befinden sich anscheinend mitten in der Tiefschlafphase. Sie fragen uns, ob wir Etwas trinken möchten. “Wodka? Apple Juice?” Wir entscheiden uns für den Apfelsaft und verstehen zugleich die Situation. Dies scheint wohl eine Art Ferienhaus zu sein, welches die jungen Leute zum Feiern über die Ostertage nutzen. Es herrscht eine lockere Stimmung und sie wird noch lockerer als wir ein Glas Palinka probieren – Es ist ein sehr hochprozentiger, für Rumänien typischer Schnaps, welcher aus Pflaumen hergestellt wird und nach dem man sich fühlt, als könne man Feuer speihen. Zumindest fühle ich mich so. Aber vielleicht trifft hier auch das Motto zu: Ist er zu stark, bist du zu schwach!?
Die Einladung in dem Haus zu Übernachten lehnen wir dankbar ab, da wir uns vorstellen können, dass die Nacht dann wahrscheinlich sehr kurz werden würde und wir den Schlaf dringend brauchen. Wir bevorzugen daher den angrenzenden, zu dieser Zeit verlassenen Campingplatz und verabreden uns für den Abend zum Essen. Da wir nicht mit leeren Händen erscheinen wollen, kochen wir Spaghetti mit Tomatensoße und Speck. Die Nudeln scheinen allerdings nicht die besten zu sein und so entsteht eine matschige Pampe, die nicht wirklich appetitanregend ausschaut. Das Essen hingegen, das uns Simona, Edi, Albert, Diana und Doris auftischen, ist ein wahres Festmahl. Der Duft von Gegrilltem liegt in der Luft, dazu gibt es Brot, Käse, Salat, Zaziki und einige Gläser Wodka.




Noroc!

Noroc!


La revedere! - Auf Wiedersehen!

La revedere! - Auf Wiedersehen!


Verewigung auf unserem WE ARE T-Shirt

Verewigung auf unserem WE ARE T-Shirt


Unser Zeltplatz. Wofür so ein Fußballtor doch gut ist!

Unser Zeltplatz. Wofür so ein Fußballtor doch gut ist!


Ein bisschen den vermissten Pferdegeruch schnuppern...

Ein bisschen den vermissten Pferdegeruch schnuppern...