Auf nach Bulgarien
Wieder nähern wir uns einer Grenze. Wir versuchen mit unseren Kameras auf den letzten Metern noch ein paar Bilder der rumänischen Hunde einzufangen, doch wenn man die Kamera parat hat, fallen sie uns natürlich nicht mehr an. Vielleicht eine geheime Abwehrmethode? Vielleicht sind sie Kamerascheu? In Bulgarien wird uns ja sicherlich noch einer der Vierbeiner vor die Kamera springen. Doch kaum haben wir die Grenze passiert, sind die Hunde verschwunden. Kein Einziger läuft uns mehr über den Weg. Es ist faszinierend, dass sich nach jeder Grenze doch merklich das Bild ändert. Andere Strassen, andere Menschen, ein anderes Landschaftsbild. Seit langem sehen wir endlich einmal wieder hochgewachsene Laubbäume, und lila Flieder, dessen Geruch sich in unserer Nase breit macht, blüht überall entlang des Weges. Der Wind ist heute unser Gegner. Er bläst uns entgegen, so dass wir kräftig in die Pedale treten müssen, als ginge es steil bergauf. Das Vorankommen gelingt nur schwer und ist zermürbend. So sind am Ende des Tages unsere Kräfte aufgebraucht und wir hoffen auf eine ruhige Nacht. Timm möchte das Zelt nahe der Strasse in einem kleinen Wäldchen aufbauen, das zwar geeignet scheint, aber nicht wirklich als idyllischer Schlafplatz bezeichnet werden kann. Denn wenn wir schon am Meer sind, möchte ich auch in dessen Sichtweite Zelten. Meine Sturheit siegt. Wir fahren weiter. Ob meine Entscheidung gut ist, weiß ich nicht. Die Sonne lugt gerade noch am Horizont hervor und ich hoffe wir müssen meinetwegen das Zelt jetzt nicht im Dunkeln aufbauen. Das lasse ich mir natürlich nicht anmerken… Endlich zeigt sich dann eine Strasse die links ab in Richtung Meer führt. In dem Dorf, durch das wir mit unseren bepackten Rädern rollen, schenken uns die Menschen natürlich ihre volle Aufmerksamkeit. Kurz dahinter zeigt sich uns plötzlich ein wahrhaft traumhafter Anblick: Vor uns fällt die Küste steil ab und die Strasse schlängelt sich in Serpentinen durch eine Landschaft aus wildbewachsenen, sattgrünen Wiesen und schroffen Kalkfelsen.
Mit letzter Energie schieben wir die Räder nacheinander und mit vereinten Kräften einen Steilhang hinauf. Der Platz ist traumhaft. Wir küren ihn zum bisher schönsten Schlafplatz der Reise. Schade nur, dass uns nur noch einige Minuten Tageslicht bleiben, um den fantastischen Ausblick zu genießen. So wird mal wieder im Dunklen gekocht. Und unter sternenbesetztem Himmel diskutieren wir mampfend, ob das Licht des Leuchtturms, den man in der Ferne sieht, vielleicht schon der Bosporus sein kann?
Entlang der Küste
Am nächsten Tag folgen wir der Straße entlang der Küste. Es ist ein wahrer Genuss. Die Natur ist herrlich und die Straße kaum befahren. Immer wieder bleiben wir stehen, um einen Blick hinunter auf das glasklare, türkisfarbene Wasser zu werfen. Für unsere Beine jedoch, ist die gewählte Route nicht ganz so entspannend. Ein Wechsel aus Auf und Ab, wobei uns die erfrischenden Abfahrten wesentlich kürzer erscheinen. Bei knapp 30 Grad kommen wir ordentlich ins Schwitzen und freuen uns auf eine schöne Stelle am Meer, um uns Abkühlung zu verschaffen. Doch die Strasse tut uns diesen Gefallen nicht. Sie erlaubt uns zwar häufig einen Blick auf das kühle Nass, doch immer mit ausreichender Entfernung.