Stadt der Kontraste
Man kann sich wohl Wochenlang in Istanbul aufhalten und entdeckt doch immer wieder neue interessante Orte. Spannend finden wir das Aufeinandertreffen von Tourismus und normalem Leben. Den unterschiedlichen Umgang mit der Religion. Frauen gehüllt in Schwarz schweben neben jungen Türkinnen im Minirock und Highheels. Ein Pferd galoppiert vor einer hölzernen Kutsche entlang einer Hauptstrasse neben einem glänzenden Range Rover. Das überall gegenwärtige Wuseln tausender Menschen. Der in der gesamten Stadt hallende Gesang der Imame. Das Aufeinandertreffen von Moderne und Historie, welches sich zum Beispiel eindrucksvoll in der Architektur wiederspiegelt. Der Geruch von verbrannten Kastanien, Fisch und orientalischen Gewürzen.
Biker Treffen
Am Galata Tower warten wir auf Gürsel und seine Frau. Er betreibt drei Fahrradläden in und um Istanbul und hat uns für unseren Aufenthalt seine Hilfe angeboten, falls wir sie benötigen. Während wir auf ihn warten erhält ein Rad, das einsam an der Turm-Mauer lehnt, unsere gesamte Aufmerksamkeit. Brooks Sattel, Rohloff-Schaltung, Schwalbe Marathon Reifen und Lowrider Gepäckhalter. Schon wieder ein Weltreisender? Allerdings sieht es dafür viel zu sauber aus. Beinahe so, als wäre es noch nie benutzt worden. In diesem Moment entdecken wir fast zeitgleich Gürsel sowie den Besitzer des Fahrrads. Da wir alle das selbe Thema haben, sitzen wir kurze Zeit später zusammen an einem Tisch und philosophieren über Fahrradreisen und die schönsten Routen der Türkei.
Gemütliche 40 Km Tour durch Istanbul
Einen großen Teil unserer Zeit in Istanbul verbringen wir damit unseren VISA hinterher zu jagen. Hinfahren, beantragen, Dollar besorgen, bei der passenden Bank einzahlen. Warten. Wieder hin fahren …
Hinzu kommt, dass die Konsulate ein ganzes Stück ausserhalb des Stadtzentrums liegen. Doch dadurch lernen wir Teile Istanbuls kennen, die sonst wahrscheinlich nicht auf unserer “Must-see”-Liste gestanden hätten. Um das Usbekische Visum abzuholen, beschließen wir eine kleine Fahrradtour nach Istinye im Norden des europäischen Teils der Stadt zu machen. Am Ende “umsonst”, da der Konsul noch nicht das OK aus Usbekistan erhalten hat!
Mysteriöse Pakete
Das Telefon klingelt. Die Nummer ist nur fünfstellig und ich vermute, dass es ein Werbeanruf ist. Als ich dran gehe quaselt Irgendwer etwas Unverständliches auf Englisch. Außer unserer Familie hat doch Niemand unsere türkische Nummer? Ich lege auf. Doch es klingelt prompt wieder. Diesmal geht Timm dran. “Mr. Timm Wagenknecht?” Der Mix aus einer schlechten Verbindung und einem starken türkischen Akzent macht eine Verständigung unmöglich. Es ist der türkische Zoll! Anscheinend befindet sich ein Päkchen, an uns adressiert, am türkischen Flughafen. Da es einen unerklärlichen Inhalt enthält, darf es allerdings nicht an uns heraus gegeben werden! Wir sind etwas irritiert, da wir kein Paket erwartet haben. Wir rufen bei unserer Familie an, um herauszufinden wer etwas damit zu tun haben könnte. Kurz darauf erhalten wir eine Email, die weitere Details erläutert: Unser Sponsor Engelhorn Sports wollte uns mit einem “Survival Kit” den Tag versüßen! Es beginnt ein Kampf um das Paket. Wir versuchen dem Zoll den Inhalt des Pakets zu beschreiben. Hier besteht definitv kein Unterschied zu Deutschland: Man erklärt der ersten Person am Telefon, die Situation, dieses sagt “einen kleinen Moment bitte” und man wird prompt zur nächsten Person weitergeleitet. Am Ende sind es die Energie-Riegel, die dem Zoll suspekt vorkommen. Entweder wir bezahlen 80 Dollar und holen das Paket persönlich ab, oder wir lassen es zurück an den Empfänger schicken. Schade! Unser Körper hatte sich schon so sehr auf den Energie-Schub gefreut!!! Doch scheinbar hat Jemand beim türkischen Zoll das gleiche Verlangen! Danke liebes Engelhorn Team für eure herzliche Mühe und viele Grüße!
Eine schwere Entscheidung – ein schweres Paket
Das sind ja gute Aussichten. Wo wir doch auch ein riesiges Paket in die Heimat schicken wollen, um so viel “Balast” wie möglich für die türkischen Berge abzuwerfen. Im Hotel versinken wir im Chaos. Das Hotelzimmer sieht nach kurzer Zeit aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen! Was geht zurück, was bleibt bei uns? Bei manchen Sachen fällt uns die Entscheidung leicht, bei anderen Dingen leider nicht. So entschliessen wir auch schweren Herzens uns von unserem treuen Begleiter BOB zu trennen. BOB, du warst uns ein treuer Gefährte. Zuverlässig und hilfsbereit! Hast uns nie im Stich gelassen und uns einen hohen Grad an Luxus und Komfort geboten! Dennoch glauben wir, dass deine Sechs Kilo in Zukunft gegen Wasser eingetauscht werden müssen! Durch unser Kamera Equipment ist unser Gepäck wohl eindeutig schwerer als das aller anderen Fahrrad-Reisenden. Schließlich tragen wir ein 20 Kilogramm schweres Paket quer durch die Stadt zur Türkischen Post. Ein bisschen ängstlich lassen wir es dort zurück und hoffen, dass es schnell den Weg nach Hause findet!