Buzkashi – Die Spielregeln
Buzkashi ist ein traditionelles Reiterspiel in Zentral Asien. In Kirgisistan ist es der Nationalsport und wir hatten die Gelegenheit es anlässlich des Kirgisischen Nationalfeiertags am 31. August 2012 live in Bishkek mitzuerleben. Nicht nur für die Kirgisen ist heute ein Feiertag, auch wir feiern, dass wir nun ein Visum für China in unserem Reisepass haben! Dafür sind wir extra mit dem Marshrut (Kleinbus) erneut die 200 Km zurück nach Bishkek gefahren, während wir die Räder und das Gepäck am Issik-Köl zurückgelassen haben.
Das Spiel ist eine Mischung aus Rugby, Football und Polo und wird auch Kok-boru oder Ulak Tartisch genannt. Die Bezeichnung Buzkashi setzt sich aus den persischen Ausdrücken für Ziege (“buz”) und greifen (“kashi”) zusammen, es könnte also mit “Ziege greifen” übersetzt werden. Der “Ball” des Spiels ist eine tote Ziege, manchmal auch ein totes Kalb oder Schaf, welches um die 60kg wiegt. Mannschaften gibt es in der traditionellen Spielweise “Tudabaray” keine. Jeder spielt für sich alleine. Und das gegen bis zu 1000 Spieler. Die neuere Spielweise, “Qarajay” genannt, sieht 10- bis 12er-Mannschaften vor. Jeweils zwei Teams spielen gegeneinander. Der Ursprung des Spiels geht bis zu Dschingis Khan zurück, der seine Soldaten auf diese Weise ihre Reitkünste trainieren liess. Im wilden Gedränge, mitten unter Ross und Reiter, kommt es nicht selten zu Stürzen. Ebenfalls erlaubt: Die Reitpeitsche im Kampf einzusetzen. Wer es vermag, schützt sich mit spezieller Kleidung, Schienbeinschonern, Helmen und Lederbekleidung – ähnlich wie Motorradfahrer mit etwas weniger Hightech. Trotz Schutzbekleidung kommt es immer wieder zu Unfällen, schweren Verletzungen und gar Todesfällen. Besonders gefährlich sind Stürze vom Pferd. Die Gefahr, unter die Hufe der gegnerischen Mitspieler zu kommen, ist gross.
Platzkampf
Wir kämpfen uns den Weg durch den Ausgang ins Stadion. Auf der Tribüne scheint kein Platz zu sein, und wir haben keine Lust die nächsten Stunden um die Sicht auf das Spielfeld zu kämpfen. Außerhalb der Tribüne begrenzen nur Soldaten den Spielfeldrand. Da müssen wir hin! Doch ob das erlaubt ist? Und wie kommt man da hin? Wir drängen uns vorbei an den Massen, bis zum Ende der Tribüne. Nach einem kurzen, vergewissernden Blick, dass uns Keiner sieht, springen wir über die Mauer. Ungesehen bleiben wir trotz der Menschenmassen natürlich nicht, doch scheinbar ist es kein Problem. Vorbei an den Soldaten, suchen wir uns einen schönen Platz in vorderster Reihe. Hier können wir uns frei bewegen und erstaunlicher Weise kommen nicht all zu Viele auf die gleiche Idee. Wärend wir uns in den Bann des Spiels ziehen lassen, verlieren Lorena und ich uns etwas aus den Augen. Nach einer Weile klingelt mein Handy:” HEEEEEYYYY, ICH BIN AUF DER BACKSTAGETRIBÜNE MIT EINEM FILMTEAM VON ABC. KOMM HER!!!” Wie kleine Kinder sitzen wir auf den “Logenplätzen” mit Blick auf die Haupttribüne und den Reitern zum Greifen nahe!
Faszinierend, Mitreißend, Brutal
Auch wenn das Spiel äußerst brutal ist, wird man sofort mitgerissen und fiebert mit dem lautgröllenden Publikum mit. Die Geschwindigkeit und Kraft der Pferde, der Kampfesgeist und die Leidenschaft der Reiter, mit welcher sie sich diesem Spiel widmen, ist ansteckend und beeindruckend.