And I think to myself, what a wonderful world!
Die Zeilen des Liedes spielen während unserer Fahrt durch Kirgisistan immer wieder in meinem Kopf ab. Und passender kann man die traumhafte Landschaft kaum beschreiben: Gigantische Berglandschaften, freilaufende Pferde, Kuh und Schafherden. Menschen, deren Gesichter von den harten Lebensbedienungen des Landes erzählen.
Eine französische Reisegruppe
Kirgisistan bietet zahlreiche Plätze, um ein Zelt aufzuschlagen. Doch natürlich sucht man immer nach dem Besten – ruhige Lage, vorzugsweise Wasser in der Nähe. So ist es nicht wunderlich, dass wir, als wir einem kleinen Fluss weg von der Hauptstrasse folgen, einige Zelte entdecken! Die Franzosen vom Issik-Köl!
Auf unserer Reise haben wir schon viele unterschiedliche und ungewöhnliche Radler getroffen. Doch 8 Franzosen, die seit 3 Jahren zusammen mit dem Rad durch die Welt ziehen und mit Musik und einer “Zirkusnummer” am liebsten Kinder glücklich machen, toppen alles. Spontan beschliessen wir einen Tag mit Ihnen zu verbringen und die Gruppe auf 10 wachsen zu lassen. Innerhalb kürzester Zeit fühlen wir uns sehr wohl. Die herzliche und offene Art der Gruppe inspiriert uns, und obwohl jeder Charakter unterschiedlich zu sein scheint ist die Harmonie ansteckend. Am Abend wird mit Lagerfeuer und Wok das Essen zubereitet, doch Lorena und ich kochen unsere eigene “Suppe”. Wir können uns nicht vorstellen, wie man 10 Leute verpflegt, wenn wir bei 2 Personen oft schon das Gefühl haben nicht genügend Essen in den kleinen “Magazin’s” (Einkaufsläden) zu finden. Nach und nach werden in der Dämmerung die Musikinstrumente ausgepackt. Von der Gitarre, über eine Mundorgel bis hin zur Oboe. Es wird gesungen, gelacht, geklatscht. Schliesslich fühlt sich auch ein Hirtenjunge von der Musik angezogen. Stolz singt er mit heiserer Stimme einige kirgisische Lieder, und würde am liebsten die Gitarre nicht mehr aus der Hand geben. Uns ist es recht :)
Höher und höher
Am liebsten würden wir uns der Gruppe für weitere 3 Jahren anschliessen, doch leider befinden sie sich bereits auf dem Heimweg und wir wollen doch noch nach China! Da sich zwischen uns und der chinesischen Grenze allerdings noch einige hohe Berge befinden, verlangsamt sich unser Tempo etwas. So brauchen wir dank ständigem Anhalten, um Fotos zu schiessen, Gegenwind und Kraftlosigkeit in den Beinen für die 90km-Etappe zum See Song-Köl schliesslich ganze 3 Tage.
Zelt vs. Jurte
Als wir endlich über den Pass geklettert sind, begrüßt uns der See Song-Köl wie aus einem Bilderbuch: Umgeben von Bergen glitzert er, als wären wir in den 90ern, angeleuchtet von Sonnenstrahlen, die sich ihren Weg durch die Wolken bahnen. Leider fällt nicht nur Sonnenlicht durch die Wolken, sondern auch immer mehr Regentropfen. 3400 Meter über dem Meer! Der Wind ist kalt und nach kurzem innehaltendem Staunen, sind unsere vom Anstieg überhitzten Körper völligst ausgekühlt. Fünf Minuten später stehen wir in kompletter Winter Montur und Sandalen abfahrbereit auf dem Pass. Auf zum Song-Köl! Doch da werden wir heute nicht mehr ankommen. Auf halben Weg treffen wir auf einen Hirten, der uns zu seiner Jurte winkt. Er hat Mitleid mit den beiden Touristen, die sich bei der Kälte scheinbar nur Socken in Sandalen leisten können. Wir werden auf heissen Tee und Brot mit Sahne eingeladen. Die Jurte ist klein, aber gemütlich. Und es ist fast beschämend, mit welcher Einfachheit die Menschen hier leben, während wir uns beschweren, wenn wir eine Woche lang Spaghetti mit Tomatensoße essen müssen. Neugierig begutachten Vater und Sohn unsere Ausrüstung, als wir unsere Mikro-Jurte neben der Großen aufstellen. Ganz besonders gefällt dem Vater mein Taschenmesser. Und als ich ihm die Säge zeige, bekommt er sich vor Freude nicht mehr ein. Leider brauche ich es noch, doch wir tauschen Adressen aus, und ich verspreche ihm Eines aus Deutschland zu schicken! Ob das Paket bei der Jurte ankommt?
CBT-Community Based Tourism
Das Ziel dieser Organisation ist es, die sehenswerten Attraktionen und Praktiken jeder Region vorzustellen und dabei ein Gleichgewicht zu finden, zwischen erschwinglichen Preisen und höchstmöglicher Dienstleistungsqualität. Zu den Angeboten gehört unter anderem Trekking- und Pferdetouren, Jurtenaufbau, Übernachtungen in Jurten und Verpflegung. Eine gute Idee finden wir, da es die Menschen hier in Kirgisistan unterstützt und zum Beispiel den Hirten, die unter äußerst harten Bedingungen leben, die Möglichkeit gibt etwas Extrageld zu verdienen und wir als Touristen Einblick in ihre Traditionen bekommen.
Unsere Erfahrungen sind jedoch unterschiedlich: Mal wurden wir sehr herzlich empfangen, bekamen eine tolles kirgisisches Essen, mal wurde uns für umgerechnet zehn Euro lieblos eine kleine Schale fettige Nudeln vorgesetzt. Schade, den die Idee ist super, solange der Service stimmt, man bemüht ist und man als Tourist nicht nur als Goldesel gesehen wird.
Die Kirgisen und die Pferde
Kirgisistan ist ein Hochgebirgsland und viele Regionen sind nur schwer zugänglich. So sind die Kirgisen seit Generationen auf die Hilfe von Pferden angewiesen. Die Tiere sind aus dem Leben der Menschen vom Lande nicht wegzudenken. Die Hirten treiben ihre Tiere im Sommer seit Menschengedenken mit Hilfe von Pferden auf die bis zu 4.000 Meter hoch gelegenen Weiden. Die Kirgisen reiten auf allen Wegen und bei allen Arbeiten. Es scheint, als würden kirgisische Kinder das Reiten vor dem Laufen lernen und mit ihren Pferden aufwachsen. Die vergorene Stutenmilch wird zum Nationalgetränk “Kymis” verarbeitet.
Rund herum
Einmal um den See herum – klingt nach einer entspannten Spazierfahrt. Doch auch hier wartet ein hügeliges Auf- und Ab auf uns. Die Landschaft macht die Strapazen jedoch vergessen und die Nächte in der Stille und Einsamkeit des Sees sind einzigartig. Nur das Hufgetrappel einer vorbeiziehenden Pferdeherde lässt uns kurz aufhorchen.