KAPITEL 49: Leaving on a jet plane
KASHI/FRANKFURT




Ich bin dann mal weg…

Timm: Ich sitze im Flugzeug. Der Platz zu meiner Rechten ist frei. Das macht mir den Abschied nicht gerade leichter. War es die richtige Entscheidung Lorena zurück in Kashgar zu lassen? In den Letzten 2 Jahren unserer Beziehung waren wir nie mehr als einen Tag getrennt. Wir haben Alles zusammen gemacht, und spätestens seit der Reise waren wir 24 Stunden, 7 Tage die Woche unzertrennlich.
Vor nicht einmal 3 Tagen hat mich dann die traurige Nachricht erreicht, dass es meinem Großvater nicht gut geht und er die Nacht wahrscheinlich nicht überstehen wird. Leider war es schon nach 20 Uhr in Deutschland, so dass ich nicht mehr mit ihm telefonieren konnte. Die Nachricht traf mich sehr überraschend, schon mein Großvater mütterlicherseits verstarb während ich in Süd Korea zum Studieren war. Geschockt und zu tiefst erschüttert überlegten wir noch in der selben Nacht, was unsere Möglichkeiten waren. War die Reise hier vorbei? Wie kämen wir so schnell wie möglich nach Deutschland? Klar war für mich, ich möchte meinen Großvater noch ein mal wieder sehen! Das Gepäck und die Räder waren ein schwerer Klotz am Bein. Von Kashgar fliegen nur Airlines, die horrende Summen für Sperrgepäck verlangen. Die nächst größere Stadt war Urumqui und lag über 1500 Km entfernt. Schliesslich kamen wir zu der Überlegung, dass ich ohne Gepäck am schnellsten nach Hause kommen könnte. Und so entschlossen wir, dass Lorena mit dem gesamten Gepäck und unseren Rädern in Kashgar bleibt und ich in circa zwei Wochen wieder komme.
Hier bin ich also. Im Flugzeug von Kashgar über Urumqi und Peking nach Frankfurt. In windes Eile hatten wir noch einige Dinge zusammengesucht, die wir für China womöglich nicht mehr benötigen werden, und uns das Reisen in Zukunft im wahrsten Sinne des Wortes erleichtern sollen. Mit gemischten Gefühlen bewege ich mich mit hunderten von Stundenkilometern auf zu Hause zu. In nicht einmal 20 Stunden werde ich meine Familie wiedersehen. Ich freue mich, auch wenn der Anlass ein Trauriger ist. Am Flughafen in Peking bleibt mir nur 1 Stunde und 30 Minuten zum umsteigen. Dummerweise konnte man mein Gepäck nicht direkt bis Frankfurt schicken und so warte ich am Gepäckband auf meine Tasche. 50 Minuten bevor mein Flieger nach Frankfurt abhebt, stehe ich am Check-Inn Schalter. Doch dieser ist zu meiner großen Enttäuschung vor 10 Minuten geschlossen worden. Wir haben bereits 2 Uhr Nachts und der Flughafen ist wie ausgestorben. Niemanden den ich noch beknien könnte. Und jetzt? Brauch ich ein neues Ticket? Wann geht der nächste Flieger? Wer bezahlt den Scheiss? Ich komme ins Gespräch mit einem Chinesen Namens Jiang, der gerade zusammen mit seiner Frau aus Californien kommt. Sie bieten sich an mich mit zu einem Hotel zu nehmen, und von unterwegs mit der Hotline von Air-China zu telefonieren. Ich willige dankend ein.
Im Hotel angekommen vermittelt Mr. Jiang mir ein Zimmer. Es kostet 260 Yuan. Doch ich habe leider nur einen Notgroschen von 200 Yuan mitgenommen. Mr. Jiang ist sehr großzügig und unglaublich hilfsbereit: entgegen meiner Bitten, bezahlt er die Differenz und schenkt mir noch 30 Yuan als Taschengeld für den kommenden Tag. XIE XIE!!!
Nach einer fast schlaflosen kurzen Nacht fahre ich mit dem Hotelshuttel wieder zurück zum Flughafen. Es funktioniert alles reibungslos und ich bekomme anstandslos ein neues Ticket ausgestellt. Auf den Hotelkosten bleiben Jiang und ich allerdings sitzen. Egal. Darauf kommt es jetzt nicht an. Ich will nach Hause!
10 Stunden später geht mein Wunsch in Erfüllung, das Flugzeug landet in Frankfurt! Ich kann es kaum erwarten meinen Opa und meine Familie nach der langen Zeit endlich wieder zu sehen!