18. DEZ: Individual Tourist, Nein Danke!
Hunan




So mog mi dat!

Wir haben es geschafft. Wir konnten uns aus den Klauen des chinesischen Massentourismus befreien und fahren auf einsamen kurvigen Landstraßen durch urige Dörfer mit Holzhäusern und Kopfsteinpflaster im Süden von Hunan. Hier fühlen wir uns wohl. Hier wollen wir sein. So macht Reisen spaß. Sogar die Sonne lässt sich seit langem mal wieder blicken. Die Menschen begegnen uns mit Neugier und Erstaunen. Und zum ersten Mal seit Langem spüre ich wieder, woraus man seine Motivation gewinnt.



Auf schmalen Strassen geht es durch kleine urige Dörfer

Auf schmalen Strassen geht es durch kleine urige Dörfer

















Kurzer Spass

Die Häuseransammlung um eine kleine Kreuzung wirkt wie bei einem Filmset. Als die Einwohner sich schlagartig zu uns umdrehen, wie Statisten zum Regisseur, sind wir doch etwas überfordert. Das ist eindeutig zu viel Aufmerksamkeit. Ein Polizist läuft aufgeregt davon und wählt hektisch eine Nummer in sein Handy. Wir ahnen schon, dass während wir um die für Ausländer gesperrte Region herum fahren wollten, wohl mitten hinein gesteuert sind. Erstmal in die nächste Suppenküche, bis der Polizist uns weiterfahren lässt. Die Jao-zi sind köstlich, nur wirklich genießen können wir sie nicht. Um uns herum steht das gesamte Dorf. Der Polizist ist immer noch extrem skeptisch und telefoniert mit der Zentrale. Die Situation spitzt sich zu als einer der Passanten den Polizisten auf unsere kleine GoPro Kamera am Fahrrad aufmerksam macht, die dort munter vor sich hinblickt. !!!SPIONAGE!!! Leutet es bei dem Polizisten und mir gleichzeitig im Kopf. Lorena und ich schauen uns entsetzt an. Wie kann man nur so blöd sein, und die Kamera in so einer “problematischen” Gegend am Fahrrad lassen. Wir halten den Atem an. Es fällt schwer sich Nichts anmerken zu lassen, während wir von bestimmt 50 Leuten beim Essen beobachtet werden: “Schau mal so isst ein Ausländer mit Stäbchen…”.
Der Polizist kommt zu uns herüber. Er hält mir das Telefon ans Ohr. Eine Frauenstimme fragt mich hysterisch: “Why are you in this town??? Its closed for foreigners!!!” Ich erkläre ihr kurz unsere Situation, und dass wir nicht in die gesperrte Zone wollten, sondern drumherum, und dass unser Ziel Guilin in Guangxi ist. Stille in der Leitung. Dann übergebe ich das Handy dem Polizisten. Einige Telefon-Übergaben später werden wir auf eigene Kosten in ein “Taxi” gesetzt, welches uns zur nächsten größeren Stadt bringen soll. Hier dürfen wir auf jeden Fall nicht bleiben.



Radfahrverbot

Radfahrverbot


So lernt man innerhalb kürzester Zeit ein ganzes Dorf kennen!

So lernt man innerhalb kürzester Zeit ein ganzes Dorf kennen!


Rein in den Bus!

Rein in den Bus!


Wo die uns wohl hinbringen?

Wo die uns wohl hinbringen?

Gute Mine zum bösen Spiel

In Suining nehmen wir uns ein günstiges Hotel. Es ist bereits dunkel. Doch bevor wir das Gepäck aufs Zimmer bringen können, hält uns ein Polizist in zivil seine Polizeimarke unter die Nase: Hier dürft ihr nicht schlafen. Das Hotel ist nicht für Ausländer! Also dackeln wir einer Gruppe von Polizisten hinterher zu dem wohl teuersten Hotel der Stadt. Hier kostets das Zimmer das Vierfache. Was für eine Verarsche. Wir streiken! Nach erneuten Telefonaten willigen sie schliesslich ein, und wir bekommen das Zimmer günstiger. Erschöpft vom “ruhig bleiben”, schlafen wir frustriert ein.
Der nächste Morgen beginnt wie der letzte Tag aufgehört hat. Wir werden durch heftiges Klopfen an die Hoteltür geweckt. Drei Polizisten stehen davor: “Where do you come from? Why are you here? This town is not open for Aliens!!! You have to go!” Eine Dusche wird uns noch gelassen. Zum Frühstücken kommen wir aber nicht mehr. Auf direktem Wege werden wir zum Busbahnhof eskortiert und dort in den nächsten Bus gesteckt. Ob das jetzt die ganze Zeit so weiter geht? Wir wollen doch nur Fahrradfahren!!!