KAPITEL 52: Last Destination – China
China

Vor uns liegt China: Das viertgrößte Land der Erde ist etwa 27 Mal so groß wie Deutschland!

Vor uns liegt China: Das viertgrößte Land der Erde ist etwa 27 Mal so groß wie Deutschland!

Von Zuhause

So hatte ich mir die Rückkehr nach “Hause” nicht vorgestellt. Nachdem ich von Gestern auf Heute aus meinem Nomadenleben gerissen wurde, stehe ich nun in mir bekannter Umgebung am Gepäckband des Frankfurter Flughafens. Überall Menschen deren Sprache, Mimik, Gestik und Kultur mir vertraut vorkommt. Ich habe das Gefühl die Gedanken der Leute um mich herum lesen zu können. Bin ich auf der Reise zu einem allwissenden Weisen mutiert? Oder ist es einfach nur der Kontrast zwischen “ich versteh kein Wort” und “ich lebe seit 26 Jahren in dieser Gesellschaft”, der mir das Gefühl gibt den Durchblick zu haben?

Ein mal tief durchatmen und ich trete durch den Zoll ins Freie. Meine Familie wartet schon: Schön, dass ihr da seid! Die nächsten 10 Tage sind großartig und emotional und ich bereue keine Minute diese Entscheidung getroffen zu haben. Leider geht es meinem Großvater nur langsam besser. Aber es tut gut zu sehen, dass er seinen Humor nach wie vor nicht verloren hat! HOL DI FUCHTIG!!!

Neben vielen Besuchen und Unternehmungen mit meiner Familie beschäftigt mich vorallem der Gedanke, dass ich Lorena zurück in China gelassen habe. Sie sitzt bei Schaschlik und Samsa und sollte lieber nicht erfahren, mit welchen Leckereien ich in Völlerei-Deutschland voll gestopft werde. Leider gestaltet sich die Aufgabe zurück nach China zu kommen schwieriger als zunächst angenommen. Mit meiner Ausreise aus China ist auch mein Visum ungültig geworden und ich sollte schleunigst ein Neues beantragen. Direkt am Montag fahre ich nach Frankfurt zur Botschaft. Ich bin sicher, dass die Leute dort Verständnis für meine Situation haben und mir das Visum ohne Probleme ausstellen. Als ich dort ankomme wird mir schlagartig bewusst, dass wir hier nicht in Bishkek sind, sondern ich zusammen mit 200 anderen Wartenden den Antrag durch einen kleinen Schlitz in einer Panzerglasscheibe schieben muss, hinter der zwei gefühllose Behördler ihre Stempel schwingen (oder eben nicht). “Das wird so Nichts!” Am nächsten Tag versuche ich erneut mein Glück. Diesmal bin ich vorbereitet. Mit einer Beschreibung meiner Situation, warum ich meine Fahrradreise in Kashgar unterbrechen musste, und dass ich Freundin und Gepäck dort zurückgelassen habe… Am Schalter schiebe ich den Antrag samt Brief durch den “Schlitz”. Der Beamte überfliegt diesen kurz und meint dann: “Sie brauchen einen Rückflug von China nach Deutschland.” …Tja, den hab ich wohl nicht! Wenn ich aber erst morgen den Antrag einreiche, wird das mit dem Bearbeitungszeitraum fürs Visum und meinem Rückflug-Datum nach Kashgar knapp und Lorena muss bis ans Ende ihrer Tage in Kashgar auf mich warten. Das darf nicht sein! Und so stehe ich 10 Minuten später im nächsten Reisebüro und buche einen überteuerten Flug von China nach Deutschland. Zurück in der Botschaft reiche ich erneut meine Unterlagen inkl. Flugticket durch den Schlitz.
Diesmal werde ich von einer Beamtin bedient. Sie ignoriert standhaft den beigelegten Brief, trotz mehrerer Versuche sie darauf aufmerksam zu machen. Schließlich meint sie:”Sie brauchen eine Einladung!” Ich (fassungslos): “WAS? VON WEM? WIESO?” Sie (genervt von diesen Problemkindern, von denen sie an diesem Tag wahrscheinlich schon 100 abgewimmelt hat): “Die Provinz Xinjiang ist autonom!” Ich: “Und wo bekomme ich diese Einladung her?” “BING” tönt es über mir aus dem Lautsprecher und die nächste Nummer auf der Anzeigetafel erscheint. Das soll wohl heißen, dass ich – also die Nummer 0304 – sich verpissen soll! Meine Knie sind weich. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Mein Kopf wird rot. Wie soll ich das Lorena erklären? Ist das jetzt das Ende der Reise? VERDAMMTE SCHEISSE!!!!! Ich schaue zu dem Beamten in der Kabine zu meiner Rechten, bei welchem ich vorhin nur einen Rückflug brauchte, den ich jetzt scheinbar umsonst gebucht habe. Sollte ich es da nochmal probieren? Noch mal eine Nummer ziehen und 2 Stunden warten, bis die Idioten hinter dem Panzerglas Mittagspause machen? Nix da! Ich drängle mich vor und gebe meinen Antrag ab. Der Stempel schwingt. Mein Atem stockt! “Kommen sie in 3 Tagen wieder!” YES!!!!!

CHINA, ICH KOMME!!!






Ziele

240 Tage Reisen. Immer mit einem Ziel vor Augen: China! Ein Vorsatz, der uns motiviert und angetrieben hat. Auch dann, wenn Muskeln schmerzten, sich der Magen gekrümmt hat, sich Strassen in die Höhe gewunden haben, Wind uns heiss und kalt entgegen geblasen hat oder wir Sehnsucht nach der Heimat hatten. Und obwohl wir mit jedem Meter, dem wir China näher rückten, uns weiter von “zu Hause” entfernten, kommen wir diesem doch irgendwie immer näher. 10 Monate Reisen kamen uns zu Anfang wie eine Ewigkeit vor. Und auch der ewig weite Weg nach China lies die Frage offen, ob wir wirklich am “Ziel” ankommen. Und tatsächlich – jetzt sind wir hier! Und mit einem Schlag wird uns bewusst, dass somit auch das Ende der Reise immer näher rückt.






Der Plan

Zu Beginn unserer Reise hatten wir einen Plan, wann wir wo sein möchten. Haben uns ausgerechnet, wie viele Kilometer wir pro Tag fahren können. Doch wir hatten auch noch nie eine Radreise unternommen und mussten schnell feststellen, dass uns unsere eigene Vorgabe viel zu sehr unter Druck setzte. Wir konnten nicht wissen, wie unser Körper reagiert, wen wir unterwegs treffen, wo wir ungeplanter Weise vielleicht mal einen Umweg oder einen längeren Stopp einlegen. Aber der Weg ist das Ziel. So sind wir nun mit ein paar Monaten Verspätung – aber jeder Menge toller Erfahrungen – in China eingetroffen.
Peking war unser geplantes Ziel. Doch ist es das immer noch!? Bis dorthin liegen noch etwa 5000 km zwischen uns und der Hauptstadt. Uns bleiben dafür rund 50 Tage. Macht pro Tag 100 Kilometer – ohne Pausentage. Wollen wir wirklich bis zum Ende der Reise unter Zeit-Druck weiterradeln, um dann in letzter Minute gestresst in den Flieger zu springen? Und hat das riesige China nicht noch mehr zu bieten, als den im Winter eisigen Norden? Wie soll das “Ende” unserer Reise aussehen?



So viel sei verraten: Mit dem Zug geht es Richtung Osten auf die andere Seite der Taklamakan-Wüste..

So viel sei verraten: Mit dem Zug geht es Richtung Osten auf die andere Seite der Taklamakan-Wüste...






Die Fahrt dauert 24 Stunden... Doch mit Blick auf die Landkarte, stellen wir fest, dass immer noch fast Gesamtchina vor uns liegt!

Die Fahrt dauert 24 Stunden... Doch mit Blick auf die Landkarte, stellen wir fest, dass immer noch fast Gesamtchina vor uns liegt!

Adventskalender

Da sich die Reise nun dem Ende neigt und wir noch so viel Zeit wie möglich mit Fahrradfahren und dem Entdecken von China verbringen wollen, werden wir die “Berichterstattung” etwas reduzieren. (Das wird natürlich nach der Reise von zu Hause aus nachgeholt! ;) ) Als kleiner Vorspann, gibt es ab dem 01. Dezember allerdings einen Adventskalender auf der Webseite, wo ihr jeden Tag erfahrt, wohin es uns in China verschlagen hat.






KAPITEL 51: Richtung Pakistan und K2
Karakorum Highway




2-Tages-Trip

Der Karakorum-Highway gehört wohl zu den Traumstrecken vieler Radler. Da wir weder nach Pakistan möchten und es uns dank chinesischer Regierung auch nicht erlaubt ist, vorbei am K2 nach Tibet zu fahren, ist die Strasse nicht wirklich eine Option.
Da ich jetzt aber für längere Zeit in Kashgar “festsitze” und auf Timm`s Rückkehr warte, wäre ein Ausflug dorthin ja durchaus ein sinnvoller Zeitvertreib! Da trifft es sich gut, dass die beiden Holländer Anna und Wieger, welche wir schon in der Türkei und Georgien getroffen haben auch auf Timm warten. (Ihnen ist eine ihrer Fahrrad-Taschen abhanden gekommen, und Timm bringt Nachschub aus Deutschland). Gemeinsam fahren wir mit einem öffentlichen Bus für umgerechnet 6 € pro Fahrt auf dem Highway bis nach Tashkurgan und schauen uns die Strecke statt auf dem Fahrrad im Schnelldurchlauf durch die Glasscheibe des Kleinbuses an.



Unser "Tourbus"

Unser "Tourbus"


Eben noch in der Wüste, da tauchen auch schon die ersten schneebedeckten Gipfel in der Ferne auf

Eben noch in der Wüste, da tauchen auch schon die ersten schneebedeckten Gipfel in der Ferne auf


Der Karakorum Highway

Der Karakorum Highway





Der Karakorum Highway

Die internationale Fernstraße, verbindet Kaschgar mit Havelian im Nordwesten Pakistans. Die Straße führt auf 1284 km durch landschaftlich und kulturell sehr vielseitige Gebiete, entlang der Gebirge des Pamir, Karakorum, Himalaya und teilweise des Hindukusch und ist im Winter nicht befahrbar.
Der Karakorum Highway führt am Achttausender Nanga Parbat vorbei. Der höchste Punkt der Strecke wird mit 4693 m am Khunjerab-Pass erreicht, der auch die Grenze zwischen Pakistan und China markiert, womit er die höchstgelegene Fernstraße der Welt ist.
Der Highway wurde gemeinsam von China und Pakistan innerhalb von circa 20 Jahren erbaut und im Jahre 1978 fertiggestellt. Der Bau stellte aufgrund der häufigen Erdrutsche an teilweise schroffen Berghängen und der Höhe eine große Herausforderung dar. Offiziell kamen bei den Bauarbeiten 810 pakistanische und 82 chinesische Arbeiter ums Leben. Seit 1980 ist die Straße auch für den Tourismus geöffnet.
Zurzeit baut China die größtenteils Schotterpiste zu einer asphaltierten mehrspurigen Straße aus. Ziel ist die Fahrzeit von 30 auf 20 Stunden zu senken und die Strecke im Winter und für große LKWs befahrbar zu machen. Dadurch will man den Export von Waren nach Pakistan erhöhen und vom Hafen Karatschi in alle Welt exportieren. Der Bau kostet umgerechnet rund 400 Millionen Dollar. Geplant ist auch eine Pipeline entlang der Straße um Erdgas aus dem Iran zu beziehen.











Jurten am Karakul See. Mit einer Höhe von 3600 m ist der See der höchstgelegene auf dem Pamirplateau. Zu den höchsten ganzjährig schneebedeckten Bergen, welche den See umgeben, gehören Muztagata (7509 m), Kongur Shan (7649 m) und Kongur Jiubie (7530 m).

Jurten am Karakul See. Mit einer Höhe von 3600 m ist der See der höchstgelegene auf dem Pamirplateau. Zu den höchsten ganzjährig schneebedeckten Bergen, welche den See umgeben, gehören Muztagata (7509 m), Kongur Shan (7649 m) und Kongur Jiubie (7530 m).


Der Muztagata ist mit einer Höhe von 7509 m der dritthöchste Gipfel des Pamir-Gebirges. Der Name „Muztagata“ ist uigurischen Ursprungs und bedeutet so viel wie „Vater der Eisberge“.

Der Muztagata ist mit einer Höhe von 7509 m der dritthöchste Gipfel des Pamir-Gebirges. Der Name „Muztagata“ ist uigurischen Ursprungs und bedeutet so viel wie „Vater der Eisberge“.






Surreale Landschaft: Die Strasse führt vorbei an einem See, wo Schneeberge auf Sanddünen treffen

Surreale Landschaft: Die Strasse führt vorbei an einem See, wo Schneeberge auf Sanddünen treffen










Anna und Wieger

Anna und Wieger


Hier bekommt man einen Hauch von Tadschikistan zu spüren

Hier bekommt man einen Hauch von Tadschikistan zu spüren