KAPITEL 43: RUGBY ZU PFERDE
BISHKEK

Helden auf Pferden

Helden auf Pferden

Buzkashi – Die Spielregeln

Buzkashi ist ein traditionelles Reiterspiel in Zentral Asien. In Kirgisistan ist es der Nationalsport und wir hatten die Gelegenheit es anlässlich des Kirgisischen Nationalfeiertags am 31. August 2012 live in Bishkek mitzuerleben. Nicht nur für die Kirgisen ist heute ein Feiertag, auch wir feiern, dass wir nun ein Visum für China in unserem Reisepass haben! Dafür sind wir extra mit dem Marshrut (Kleinbus) erneut die 200 Km zurück nach Bishkek gefahren, während wir die Räder und das Gepäck am Issik-Köl zurückgelassen haben.
Das Spiel ist eine Mischung aus Rugby, Football und Polo und wird auch Kok-boru oder Ulak Tartisch genannt. Die Bezeichnung Buzkashi setzt sich aus den persischen Ausdrücken für Ziege (“buz”) und greifen (“kashi”) zusammen, es könnte also mit “Ziege greifen” übersetzt werden. Der “Ball” des Spiels ist eine tote Ziege, manchmal auch ein totes Kalb oder Schaf, welches um die 60kg wiegt. Mannschaften gibt es in der traditionellen Spielweise “Tudabaray” keine. Jeder spielt für sich alleine. Und das gegen bis zu 1000 Spieler. Die neuere Spielweise, “Qarajay” genannt, sieht 10- bis 12er-Mannschaften vor. Jeweils zwei Teams spielen gegeneinander. Der Ursprung des Spiels geht bis zu Dschingis Khan zurück, der seine Soldaten auf diese Weise ihre Reitkünste trainieren liess. Im wilden Gedränge, mitten unter Ross und Reiter, kommt es nicht selten zu Stürzen. Ebenfalls erlaubt: Die Reitpeitsche im Kampf einzusetzen. Wer es vermag, schützt sich mit spezieller Kleidung, Schienbeinschonern, Helmen und Lederbekleidung – ähnlich wie Motorradfahrer mit etwas weniger Hightech. Trotz Schutzbekleidung kommt es immer wieder zu Unfällen, schweren Verletzungen und gar Todesfällen. Besonders gefährlich sind Stürze vom Pferd. Die Gefahr, unter die Hufe der gegnerischen Mitspieler zu kommen, ist gross.



Sobald der Reiter es geschafft hat die Ziege auf sein Pferd zu ziehen, muss er versuchen, sie schnellstmöglich in ein "Tor" zu befördern.

Sobald der Reiter es geschafft hat die Ziege auf sein Pferd zu ziehen, muss er versuchen, sie schnellstmöglich in ein "Tor" zu befördern.






Doch meist gelingt das nicht so einfach. Denn sobald man die Ziege hat, ist man Zielobjekt der gesamten gegnerischen Mannschaft, die mit allen Mitteln versucht (und dies ist erlaubt), die Ziege wieder an sich zu bringen.

Doch meist gelingt das nicht so einfach. Denn sobald man die Ziege hat, ist man Zielobjekt der gesamten gegnerischen Mannschaft, die mit allen Mitteln versucht (und dies ist erlaubt), die Ziege wieder an sich zu bringen.





Platzkampf

Wir kämpfen uns den Weg durch den Ausgang ins Stadion. Auf der Tribüne scheint kein Platz zu sein, und wir haben keine Lust die nächsten Stunden um die Sicht auf das Spielfeld zu kämpfen. Außerhalb der Tribüne begrenzen nur Soldaten den Spielfeldrand. Da müssen wir hin! Doch ob das erlaubt ist? Und wie kommt man da hin? Wir drängen uns vorbei an den Massen, bis zum Ende der Tribüne. Nach einem kurzen, vergewissernden Blick, dass uns Keiner sieht, springen wir über die Mauer. Ungesehen bleiben wir trotz der Menschenmassen natürlich nicht, doch scheinbar ist es kein Problem. Vorbei an den Soldaten, suchen wir uns einen schönen Platz in vorderster Reihe. Hier können wir uns frei bewegen und erstaunlicher Weise kommen nicht all zu Viele auf die gleiche Idee. Wärend wir uns in den Bann des Spiels ziehen lassen, verlieren Lorena und ich uns etwas aus den Augen. Nach einer Weile klingelt mein Handy:” HEEEEEYYYY, ICH BIN AUF DER BACKSTAGETRIBÜNE MIT EINEM FILMTEAM VON ABC. KOMM HER!!!” Wie kleine Kinder sitzen wir auf den “Logenplätzen” mit Blick auf die Haupttribüne und den Reitern zum Greifen nahe!











Selbst die Pferde scheinen mit den Artgenossen der gegnerischen Mannschaft auf Kriegshuf zu stehen.

Selbst die Pferde scheinen mit den Artgenossen der gegnerischen Mannschaft auf Kriegshuf zu stehen.






Halbzeit

Halbzeit


Backstage

Backstage


So wie in Europa die Fußballspieler, sind hier die Reiter die Helden der Kinder...

So wie in Europa die Fußballspieler, sind hier die Reiter die Helden der Kinder...


Doch nahezu jede Generation ist am Spielfeldrand vertreten.

Doch nahezu jede Generation ist am Spielfeldrand vertreten.





Faszinierend, Mitreißend, Brutal

Auch wenn das Spiel äußerst brutal ist, wird man sofort mitgerissen und fiebert mit dem lautgröllenden Publikum mit. Die Geschwindigkeit und Kraft der Pferde, der Kampfesgeist und die Leidenschaft der Reiter, mit welcher sie sich diesem Spiel widmen, ist ansteckend und beeindruckend.







Verletzungen bei Mensch und Tier bleiben nicht aus. Doch auch der Reiter scheint besorgt um sein Pferd zu sein.

Verletzungen bei Mensch und Tier bleiben nicht aus. Doch auch der Reiter scheint besorgt um sein Pferd zu sein.


Den Siegern winken Ruhm, Ehre und meist auch wertvolle Preise

Den Siegern winken Ruhm, Ehre und meist auch wertvolle Preise

KAPITEL 42: KIRGISISTAN ETAPPE I
BISHKEK / ISSIK-KÖL

Land der Berge

Land der Berge

Hohe Erwartungen

Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Nach fast zwei Monaten eher eintönigem Flachland freuen wir uns nun wieder wahnsinnig auf die Berge. Auch wenn das für unsere Beine eindeutig mehr Arbeit bedeutet! Und es ist wieder einmal erstaunlich, dass sich nach der Grenze urplötzlich das Landschaftsbild wandelt. Es kommen mehr und mehr schneebedeckte Berge in Sicht, sandige Einöde wandelt sich in grüne Oasen und Bäche und Kanäle kreuzen immer wieder die Strasse.



Der erste Zeltplatz nach der Grenze: Alles ist grün und es gibt Wasser! (Wenn auch nur in kleinen Kanälen, die für Bewässerung von Tränken und Feldern angelegt wurden.)

Der erste Zeltplatz nach der Grenze: Alles ist grün und es gibt Wasser! (Wenn auch nur in kleinen Kanälen, die für Bewässerung von Tränken und Feldern angelegt wurden.)






Entlang der Strasse gibt es weiterhin leckere Melonen...

Entlang der Strasse gibt es weiterhin leckere Melonen...


Auch wenn die Leute hier nicht viel haben, weigert sich der Mann standhaft uns für die Melone zahlen zu lassen. Dankeschön!

Auch wenn die Leute hier nicht viel haben, weigert sich der Mann standhaft uns für die Melone zahlen zu lassen. Dankeschön!









Bishkek

Die Stadt wirkt auf den ersten Blick nicht wirklich imposant. Und auch auf den Zweiten. Auch wenn sie die Hauptstadt Kirgisistans ist, ist sie mit nur ca. 900.000 Einwohner auch nicht besonders groß. Und aufgrund einer relativ kurzen Stadt-Geschichte hat Bischkek keine historischen Bauwerke. Die Stadt ist aus einer Karawanenstation an einem der Seidenstraße zugerechneten Weg durch das Tian-Schan-Gebirge hervorgegangen. 1825 ließ der usbekische Khan von Kokand hier eine Lehmfestung erbauen, die aber bereits 1862 von russischen Soldaten im Zuge der russischen Eroberung Zentralasiens eingenommen und zerstört wurde. Die von den Russen an der gleichen Stelle gegründete Garnison wuchs durch den Zuzug russischer Bauern, denen hier fruchtbarer Schwarzerdeboden zur Verfügung gestellt wurde, schnell an. 1878 wurde eine Stadt mit dem Namen Pischpek gegründet.
Heute ist Bischkek eine lebhafte und in vieler Hinsicht moderne Stadt mit vielen Restaurants und Cafés und einem dichten Straßenverkehr, in dem zahllose Gebrauchtwagen aus Westeuropa und Überbleibsel aus sowjetischer Produktion unterwegs sind. Planmäßig im Schachbrettformat ausgelegt, ist es eine Stadt mit breiten Boulevards, marmorverkleideten öffentlichen Gebäuden und massigen Wohnblocks in typisch sowjetischer Bauart. Fast alle Straßen in der Kernstadt sind beidseitig von Bewässerungs­kanälen flankiert, welche die zahllosen Bäume bewässern, die im heißen Sommer Schatten spenden und dem ansonsten recht farblosen Stadtbild zumindest im Sommer einen lebendig-fröhlichen Charakter geben.

Unser kleines Highlight: Wir essen seit langer Zeit endlich mal wieder einen saftigen, leckeren Cheeseburger mit knusprigen Pommes! Jeder der uns dabei sieht mag denken “diese dämlichen Touristen. Fliegen in ein anderes Land – und was essen sie? Keine landestypische Kost sondern Fast Food!!!” Aber es ist genau das, was wir gerade brauchen!


Nachdem wir die erste Nacht in einem Hotel direkt am belebten Westbusbahnhof verbringen, ziehen wir zu Maki und Stephen um. Die Beiden sind selbst Reisende, die sich nur für zwei Monate in Bishkek eine feste Bleibe gesucht haben, um hier russisch zu lernen. Über die Plattform “couchsurfing.com” haben wir sie angeschrieben, da der aus Lousiana/USA stammende Stephen in seinem Profil angegeben hat, dass er selbst schon viel gereist ist: China, Turkmenistan, Georgien, Afghanistan – Moment!!! – Als Amerikaner im Afghanistan? Das wollen wir gern genauer wissen! Bei einem der schönen geselligen Abende quetschen wir die Beiden übere Ihre Reise nach Afghanistan aus, denn tatsächlich ist es ohne Probleme möglich ein Touristenvisa für Afghanistan zu bekommen und auch die Menschen sind ihnen alle freundlich und interessiert begegnet.



An jedem der 4 Tage, die wir bei den Beiden zu Gast sind, werden wir mit leckerem Essen verköstigt!

An jedem der 4 Tage, die wir bei den Beiden zu Gast sind, werden wir mit leckerem Essen verköstigt!


Wie im Hotel - Maki und Stephen verwöhnen uns. DANKE!

Wie im Hotel - Maki und Stephen verwöhnen uns. DANKE!

Erledigungen

Wir beantragen das Visum für unser Zielland: China! Und damit, das wohl Schwierigste. Denn Fahrrad Reisende sind in chinesischen Botschaften keine gern gesehenen Gäste. Zumindest sagen das viele Meinungen in Internetforen. Doch wir trauen uns nicht, es auszutesten und erwähnen unser Vorhaben lieber nicht. Schließlich wollen wir es nicht verweigert bekommen in unser Zielland einreisen zu dürfen. So geben wir im Antrag lediglich an, die Städte Kashgar, Urumqi und Beijing besuchen zu wollen. Diesen geben wir bei Miss Liu ab. Eine Mitarbeiterin des Avia Travel Club, die wir ebenfalls über das Internet ausfindig gemacht haben und wohl eine hohe Erfolgsquote bei der Beantragung chinesicher Visa hat. So weit recht einfach. Jetzt beginnt das bangende Warten.
Um unsere Vorräte aufzufüllen und kleine Besorgungen zu machen, fahren wir auf den Dordoi-Bazar. Unter anderem ist uns eine Zeltstange durch einen “Bedienungsfehler” gebrochen (man sollte besser nicht versuchen zur Reinigung, sein Zelt auszuschütteln!). Doch der Bazar ist riesig, es gibt “Abteilungen” für nahezu Alles, doch den Bereich Outdoor und Camping können wir nicht ausfindig machen. Der Markt besteht aus meist doppelstöckigen Containern und erstreckt sich über eine länge von fast 2 Kilometern. Typischerweise wird der untere Container als Verkaufsladen verwendet, der Obere als eine Art Lagerhalle. Eine Reportage von 2005 sagt, dass der Bazar aus etwa 6.000 – 7.000 Containern besteht und um die 20.000 Leute dort arbeiten.



Hier findet man Alles - wenn man weiß wo, denn der Bazar ist riesig!

Hier findet man Alles - wenn man weiß wo, denn der Bazar ist riesig!


Auf dem Bazar Dordoi. Eine riesige Stadt aus Schiffscontainern

Auf dem Bazar Dordoi. Eine riesige Stadt aus Schiffscontainern

Atelier

In der Visa-Agentur haben wir den Kirgisen Khalil getroffen. Eigentlich eine Begegnung wie viele andere, doch es ist immer schön, einen englischsprachigen Einheimischen kennen zu lernen, denn man mit angestauten Fragen löchern kann. Auch er ist froh über unser Zusammentreffen, da er nun sein Englisch trainieren kann, denn er redet viel und gerne. Mehr aus Höflichkeit, als aus Interesse besuchen wir Khalil am nächsten Tag in seiner Werkstatt, doch wir bereuen es nicht. Stolz zeigt er uns seine Werke, denn Khalil ist Künstler. Aus allerlei Materialien, meistens Horn und Knochen, schnitzt, feilt und schleift er kreative und eindrucksvolle Figuren, die leider nicht in unserem Budget liegen. Als ich jedoch die vielen Gerätschaften vor mir sehe, kommt mir der Gedanke, dass wir hier unsere Zeltstange reparieren könnten. Und siehe da, nach nicht mal einer halben Stunde haben wir zusammen einen fast gleichwertigen (wenn auch sehr viel schwereren) Ersatz gefertigt. Dank dir Khalil für deinen Einsatz! Und unser Zelt ist jetzt sozusagen ein Kunstobjekt.



Einblicke in das Atelier eines kirgisischen Künstlers

Einblicke in das Atelier eines kirgisischen Künstlers


Khalil fertigt Möbel, Figuren und allerelei Anderes aus kirgisischen Tier- und Naturmaterialien

Khalil fertigt Möbel, Figuren und allerelei Anderes aus kirgisischen Tier- und Naturmaterialien


Ein handgefertigter Spieltisch. Er bekommt hierfür einen Wert von etwa 5.000 USD und arbeitet drei Monate daran. Allerdings ist die Ausfuhr schwierig, da der Tisch aus Walnussholz gemacht wurde, welches inzwischen in Kirgisistan geschützt wird.

Ein handgefertigter Spieltisch. Er bekommt hierfür einen Wert von etwa 5.000 USD und arbeitet drei Monate daran. Allerdings ist die Ausfuhr schwierig, da der Tisch aus Walnussholz gemacht wurde, welches inzwischen in Kirgisistan geschützt wird.






Die Nachbarn sind es gewohnt, dass ab und an Pfeile aus der Tür geschoßen werden.

Die Nachbarn sind es gewohnt, dass ab und an Pfeile aus der Tür geschoßen werden.






Stolz zeigt er uns sein Portfolio...

Stolz zeigt er uns sein Portfolio...





Weg nach Issik-Köl

Nach Bishkek geht es kontinuirlich ansteigend in Richtung des Sees Issik-Köl. Etwa 200 Kilometer und 1000 Höhenmeter. Klingt anstrengend. Doch uns erwartet eine Überraschung: Das erste Mal auf der Reise, wird der Wind zu unserem Freund und stärkt uns den Rücken. So fliegen wir streckenweise mit 25 km/h die Strassen hinauf und radeln locker in zwei Tagen zum lang ersehnten kühlen Nass. Wir können es kaum erwarten hinein zu springen!



Wir verlassen die Stadt und brechen auf in Richtung Issik-Köl. Auf die Frage, ob es dorthin auch einen Bus gibt, konnten die Esel leider keine Antwort geben. Na dann aus eigener Kraft.

Wir verlassen die Stadt und brechen auf in Richtung Issik-Köl. Auf die Frage, ob es dorthin auch einen Bus gibt, konnten die Esel leider keine Antwort geben. Na dann aus eigener Kraft.


Kirgisisches Freibad: Kinder, die in einem schmuddeligen Kanal baden, aber jede Menge Freude dabei haben.

Kirgisisches Freibad: Kinder, die in einem schmuddeligen Kanal baden, aber jede Menge Freude dabei haben.










Am Fluss Chu entlang geht es in Richtung des Sees Issik-Köl.

Am Fluss Chu entlang geht es in Richtung des Sees Issik-Köl.






Jeden Tag erklimmen wir etwa 500 Höhenmeter in Richtung des "Bergsees".

Jeden Tag erklimmen wir etwa 500 Höhenmeter in Richtung des "Bergsees".

Issik-Köl

Der Issyk-Köl, der größte See Kirgisistans befindet sich im Nordosten des Landes. Der See liegt in 1.600 m Höhe und ist etwa 6.200 Quadratkilometer groß (damit 11 mal so groß wie der Bodensee in Deutschland). Sein kristallklares, leicht salziges Wasser erreicht 670 m in der Tiefe. Mit 170 km Länge und 70 km Breite ist Issyk-Köl der zweitgrößte Gebirgssee der Welt nach dem Titicacasee in Südamerika. Das Wort “Issyk-Köl” bedeutet im Kirgisischen “heißer See”, weil er vermutlich aufgrund heißer Quellen im Winter nicht zufriert. Der See hat eine Menge Zuflüsse, aber keinen Abfluss. Die Kirgisen sind sehr stolz auf ihren See und beinahe jeder empfiehlt uns, unbedingt dorthin zu fahren. Mit seinen Stränden aus feinem Sand ist der See ein sehr beliebter Urlaubsort.

Wir suchen nach einem windgeschützten Plätzchen, denn der Wind bläst weiter. Nachdem wir uns eine Weile am Ufer entlanggetastet haben, finden wir ein großes Grundstück, welches von einer hohen Mauer umzäunt ist. Ein perfekter Schutzwall! Doch als wir uns erneut dem Ufer nähern, stellen wir fest, dass auch bereits Andere auf diese großartige Idee gekommen sind. Drei kleine Zelte und einige Fahrräder stehen auf der Wiese inmitten der herrlichen Kulisse des in der Sonne glitzernden Sees inmitten der Berge. Vier Franzosen und ein Engländer.



Das der See soooo groß ist, hätten wir nicht gedacht!

Das der See soooo groß ist, hätten wir nicht gedacht!


Der inofffizielle Campingplatz ist Treffpunkt für Radreisende

Der inofffizielle Campingplatz ist Treffpunkt für Radreisende






Es macht immer wieder Spaß andere Räder zu begutachten

Es macht immer wieder Spaß andere Räder zu begutachten


Paul aus England

Paul aus England


So lässt es sich arbeiten.

So lässt es sich arbeiten.


Baden im See vor der Kulisse schneebedeckter Berge

Baden im See vor der Kulisse schneebedeckter Berge





KAPITEL 41: KASACHSTAN RELOADED
KASACHSTAN

Wieder in Kasachstan. Doch diesmal mit einer fantastischen Aussicht auf die Berge und einigen grünen Oasen.

Wieder in Kasachstan. Doch diesmal mit einer fantastischen Aussicht auf die Berge und einigen grünen Oasen.

Grenze

Usbekistan war nicht unser Land – Hitze, anstrengende Grenzkontrollen, Erschöpfung, Fieber und eine Mentalität, die uns oft sehr fremd war. Daher sind wir nicht wehmütig, als wir nach zwei Tagen Erholung und Auskurieren von Lorenas Mandelentzündung, Tashkent gen kasachische Grenze verlassen. Glücklicherweise ist die Grenze nur wenige Kilometer entfernt, denn die Uhr tickt: Morgen läuft unser Visum aus. So fahren wir gemütlich am Nachmittag los. Woraufhin unsere Gelassenheit direkt abgestraft wird: Ein Taxifahrer erklärt uns, dass die Grenze geschlossen ist und wir etwa 100 Km weiter westlich passieren müssen. Als er dann freundlich anbietet, uns gegen 50 USD dorthin fahren zu können, macht sich Skepsis breit. Wir lehnen ab (Eine wichtige Lektion der Reise: Glaube nicht Alles, was man dir erzählt!) und versuchen unser Glück. Schließlich sind wir nur noch 2 Km vom Grenzübergang entfernt. Tatsächlich ist die Strasse für Fahrzeuge gesperrt, doch ein Strom aus Menschen schiebt sich auf das Grenzgebäude zu. Wir steigen von unseren Rädern ab und schieben sie neben uns her. Nun fallen auch wir eindeutig in die Kategorie Fußgänger mit Gepäck, was auch die Beamten mit beiläufigem Kopfanheben zu bestätigen scheinen. Worüber sie jedoch nicht so einfach hinwegschauen können, ist die Lücke von Hotelaufenthalten in unseren Pässen. In Usbekistan, darf man sich nicht länger als 3 Tage ohne Hotelbuchung aufhalten, was mit dem Fahrrad nahezu unmöglich ist, da es Strecken von über 500 Km Niemandsland zu überwinden gilt. Wortlos verschwindet der Beamte mit unseren Pässen in einem Hinterzimmer. Nach einer Stunde bangendem Warten, ist auch die Traube hinter uns zu einer wütenden Meute angewachsen. Ein kleiner Knirps steht neben mir und schaut uns Kopfschüttelnd an. Eine Geste, die bei dem Kind recht ulkig wirkt, aber wohl das ausdrückt, was viele hier denken: “Diese Touristen halten mit ihren Fahrrädern und dem ganzen Gepäck nur alle auf!”
Es ist bereits dunkel, als wir endlich wieder kasachischen Boden unter den Füßen haben. Einer der Grenzbeamten ist besorgt um unsere Sicherheit und vergewissert sich, ob wir auch Licht an unseren Rädern haben. Haben wir, doch das Licht der zwei Fahrradlampen ist nur eine schwache Erleuchtung, wenn man nicht weiß, was da vor einem liegt: Kommt da ein Dorf? Oder vielleicht ein nettes Fleckchen Erde, für unser Zelt? Doch abgesehen von ein paar diffusen Lichtern, sehen wir nur das Schwarz der Nacht. Noch dazu sind wir etwas mittellos, lediglich mit ein paar usbekischen Sum bewaffnet. In der Dunkelheit leuchtet uns ein helles Licht entgegen. Ein Bankautomat! Problem Eins gelöst. Problem Nummer Zwei, nämlich das der Schlafplatzsuche, scheint auch sogleich erledigt, als eine dunkle Gestalt mit den Worten “gostinitsa – Unterkunft” auf ein paar Cafés in einem Hinterhof verweist. Dem Rat dieser Zwielichten Gestalt zu folgen, ist vielleicht nicht das, was einem die Eltern bei der Erziehung mit auf den Weg geben, doch erscheint es inmitten völliger Dunkelheit als hilfreicher Lichtblick. Die “Unterkunft” ist zwar ein Restaurant, doch wenn man die Tische zur Seite schiebt, findet man ein schönes Plätzchen zum Schlafen. Wir bekommen den restlichen Plov aufgewärmt (Zentralasiatisches Reisgericht mit Karotten und etwas Fleisch). Die Räder stellen wir samt Gepäck direkt neben unseren provisorischen Schlafplatz. Alles scheint, wenn auch etwas improvisiert, reibungslos zu Laufen… .
Plötzlich wandelt sich die Situation: Ein Reisebus trifft ein und zig Menschen mit Gepäck drängen sich in den Raum. Statt kühler Nachtluft hängt nun eine stickige, warme Wolke menschlicher Ausdünstungen in der Luft. Der überfüllte Reisebus, der darauf wartet über die Grenze nach Usbekistan zu fahren, macht in unserem “Schlafzimmer” eine kurze Rast wie man uns sagt. Wir haben bereits 22 Uhr doch an Schlafen ist erstmal nicht zu denken. Wir werden damit vertröstet, dass die Belagerung angeblich nur zwei Stunden dauert. Als sich um 5 Uhr morgens immer noch eine hitzig diskutierende Traube von Menschen um uns und unsere Fahrräder drängt, und wir immer noch kein Auge zugetan haben, reist uns der Geduldsfaden. Ohne ein Wort ergreifen wir die Flucht und rollen übermüdet und frustriert davon.



Die Grenze zwischen Kasachstan und Usbekistan

Die Grenze zwischen Kasachstan und Usbekistan


Die Nacht war kurz...

Die Nacht war kurz...


Eine schattenspendende Bushaltestelle. Sovjetische Architektur ist bekannt für ihre Blockbauten und funktionalles, spartanisches Design. So könnte man auch meinen, dass Bushaltestellen ganz nach diesem Motto gebaut wurden, mit einem universellen Design, einfach zu fertigen für die Massenproduktion. Doch dies ist nicht der Fall. Viel Mühe und Kreativität wurde in die kleinen Wartehallen gesteckt und je nach Region spiegeln sie Elemente der lokalen Traditionen, Geschichte oder Wirtschaft wider.

Eine schattenspendende Bushaltestelle. Sovjetische Architektur ist bekannt für ihre Blockbauten und funktionalles, spartanisches Design. So könnte man auch meinen, dass Bushaltestellen ganz nach diesem Motto gebaut wurden, mit einem universellen Design, einfach zu fertigen für die Massenproduktion. Doch dies ist nicht der Fall. Viel Mühe und Kreativität wurde in die kleinen Wartehallen gesteckt und je nach Region spiegeln sie Elemente der lokalen Traditionen, Geschichte oder Wirtschaft wider.





Shymkent

Was wäre die Reise doch so langweilig, ohne die alltäglichen Herausforderungen? Eine, die immer wieder lustig, spannend und abenteuerlich bleibt, ist die Suche nach dem Schlafplatz! Wir können keine Wiese finden, die nicht übersäht ist, mit kleinen Distelähnlichen Stachelpflanzen, welche nur darauf warten sich einen Weg durch das Profil unserer Räder zum Schlauch hin durch zu fressen. Wie über ein Mienenfeld laufend, versuchen wir unsere Räder im Slalom um sie herum zum auserwählten Schlafplatz zu schieben. Doch ohne Erfolg! Mit einer Pinzette operiere ich fachmännisch fünf der stachligen Biester aus dem Vorder- und zwei aus dem Hinterreifen. Timms Fahrrad hat es nicht ganz so schwer getroffen. Doch mehr können wir für unsere Patienten heute nicht mehr tun. Wir haben Hunger und sind müde.
In der Erwartung vier platte Reifen vorzufinden Strecke ich am nächsten Morgen den Kopf aus dem Zelt. Doch bis auf meinen Vorderreifen, sehen die drei anderen noch prall aus. So passieren wir kurze Zeit später die Stadttore von Shymkent.



Eine Stachelwiese...

Eine Stachelwiese...






Die Fahrräder durften mit ins Hotelzimmer. Nur der Weg dorthin ist etwas beschwerlich.

Die Fahrräder durften mit ins Hotelzimmer. Nur der Weg dorthin ist etwas beschwerlich.

Erst bei Nacht wird es allmählich angenehm und es herrscht ein reges Treiben auf den Strassen. Bedingt durch die heißen Temperaturen leben die Menschen in einem anderen Rythmus. Selbst die Kleinkinder tummeln sich bis spät in die Nacht in dem kleinen Vergnügungspark, welcher als eine Art Stadtzentrum dient. Wir genießen es zwischen Achterbahnradau, Kindergeschrei und dem süßen Geruch von Zuckerwatte und Popcorn zu sitzen und die vorbeiziehenden Leute zu beobachten.



Auf dem Weg ins 7D Kino... Der Film: Der Bierbäuchige ohne Gesicht

Auf dem Weg ins 7D Kino... Der Film: Der Bierbäuchige ohne Gesicht


Sehr beliebte Attraktion: Kinder in aufblasbare Kugeln stecken und treiben lassen

Sehr beliebte Attraktion: Kinder in aufblasbare Kugeln stecken und treiben lassen


So sieht Gegenwind aus!

So sieht Gegenwind aus!

Sonne, Wind und Stacheln

Motiviert machen wir uns nach der kleinen Erholhungsphase in Shymkent auf in Richtung Kirgisistan. Die etwa 500 km lange Strecke bis Bishkek sollte doch in fünf Tagen zu schaffen sein!? Doch der Wind hat andere Pläne. Man hat eine völlig schnurrgerade Strecke vor sich, von der man weiß, dass man sie im Normalfall mühelos mit 20 oder 25 Km/h fahren kann. Eine Art Autobahn, deren eine Fahrseite jedoch komplett für den Verkehr gesperrt ist. Während sich die Autos auf der einen Seite der Leitplanke drängen, haben wir eine eigene Strasse für uns allein. Doch der Gegner Wind verdirbt uns das Vergnügen und erschwerrt uns das Vorankommen trotz ansonsten optimaler Bedingungen erheblich.
Erschöpft rasten wir an einem sovjetischen Monument und hoffen, dass sich der Sturm legt und die Sonne hinter Wolken verschwindet – Ein unrealistisches Wunschdenken! Inmitten der sandigen Böen rollt eine leere Plastikflasche mit Hilfe des Windes wunderlicher Weise die Strasse hinauf, wird aber kurz darauf von einem riesigen Truck erfasst, was ihre Wundertat abrupt beendet.











Die Landschaft wird nach und nach immer hügeliger...

Die Landschaft wird nach und nach immer hügeliger...









Eine unerfreuliche Erfahrung

Lorena: Meist haben wir gute Erfahrungen mit den Menschen, die wir auf der Reise treffen. Leider gibt es immer und überall auch ein paar schwarze Schafe. In Usbekistan und Kasachstan sind dies mitunter Männer, die im Umgang mit europäischen Frauen ihre Manieren vergessen (vielleicht besitzen sie diese generell nicht). Als wir während der Mittagshitze an einer kleinen Tankstelle rasten, werde ich von einem jungen Mann auf die Toilette verfolgt. Er hat wohl “versehentlich” die Schilder für Mann und Frau verwechselt und steht plötzlich grinsend vor mir – die Toiletten hier sind mehr oder weniger offen und nur durch kleine Trennwände in den jeweiligen Räumen geteilt. Letztendlich ist die Situation recht glimpflich verlaufen und ich habe mich mit einem wütenden “F*** You” von dem Herren verabschiedet, dennoch braucht es einen Tag, bis ich mit dem Fluchen über diesen primitiven Affen aufhöre. (Was mir jedoch eine Menge Energie verleiht gegen den Gegenwind anzukämpfen). Zum Glück blieb das bisher die Ausnahme.







Wie weit wir heute kommen? Die Strasse ist recht flach. Doch der Gegenwind lässt nicht nach.

Wie weit wir heute kommen? Die Strasse ist recht flach. Doch der Gegenwind lässt nicht nach.










In regelmäßigen Abständen tauchen Oasen auf...

In regelmäßigen Abständen tauchen Oasen auf...


Es ist absurd: Wir schwitzen bei knapp 40 Grad und schauen auf schneebedeckte Berge!

Es ist absurd: Wir schwitzen bei knapp 40 Grad und schauen auf schneebedeckte Berge!


Es wird grüner und grüner

Es wird grüner und grüner


Und es gibt wieder Wasser. Aus den Bergen kommende Bäche kreuzen unseren Weg

Und es gibt wieder Wasser. Aus den Bergen kommende Bäche kreuzen unseren Weg






Komm! Ich kann Kirgisistan schon sehen!

Komm! Ich kann Kirgisistan schon sehen!