Kapitel 6: Der Tag der guten Taten
REGENSBURG

Danke Herr Lex für die etwas andere Stadtführung! Und die leckeren Nürnbe...äh...Regensburger.

Danke Herr Lex für die etwas andere Stadtführung! Und die leckeren Nürnbe...äh...Regensburger.

Der Tag der guten Taten

Regensburg, 01.März 2012

Wir kommen in Regensburg an. Die Meisten besichtigen diese Stadt wohl mit kulturellen Absichten. Unser Ziel ist jedoch ein Anderes: Wir wollen einen Döner! Auf unserer Suche nach Essbarem kommen wir wie es der Zufall will jedoch am Regensburger Dom vorbei und werfen doch einen kurzen Blick in die tiefgotischen, dunklen und spürbar eisigen aber auch absolut imposant wirkenden Gemäuer. Die Stille wird einzig durch das Kamera Blitzen einer Touristin unterbrochen. Als wir durch die schwere hölzerne Tür wieder heraus auf den Domplatz treten, ist mir als wäre der Frühling ausgebrochen. Unser Dönerjagdinstinkt leitet uns schließlich zielstrebig in eine kleinere Gasse. Kurz vor dem Ziel bekommen wir uns mal wieder in die Haare. Schließlich geht Timm in den syrischen Imbiss, ich rufe im zickig hinterher „Bring mir halt irgendwas mit, mir doch egal!“ und warte bei den Rädern. Glücklicherweise bleiben einige Passanten stehen und befragen mich zu den Rädern, woher wir kommen und unserem Reiseziel. Auch wenn wir all diese Fragen schon an die paar Dutzend mal beantwortet haben, zaubert es immer wieder ein Lächeln in unser Gesicht und wir freuen uns, das unsere Reiseart und unser Vorhaben auf Begeisterung und Interesse stößt. Es ist so, wie wir es uns gewünscht haben: Man kommt mit den Leuten in Kontakt. So auch mit dem Herrn, der mich schon eine Weile beobachtet hatte. „Sie werden sicherlich oft angesprochen?“ Als Timm mit dem Essen herauskommt, bin ich mit dem Mann mitten im Gespräch und habe keine Gelegenheit mehr, weiter auf ihn sauer zu sein. „Und wie lange bleiben Sie noch in Regensburg?“ Als wir ihm kauend erklären, dass wir eigentlich gleich weiter fahren wollen, ist er völlig entsetzt: „Regensburg ist so eine tolle Stadt, die muss man sich ansehen!“ Mit diesen Worten bietet er sich an uns eine kleine Stadtführung zu geben. Irgendwie skeptisch, überrascht und perplex von dem Angebot sagen wir: „Warum nicht“, und folgen ihm. Während uns unsere Besichtigung durch Regensburg´s Kirchen führt, durch verwinkelte Hinterhöfe und Gassen, auf ein Kaufhofdach mit Blick über die gesamte Stadt und schließlich zur berühmten Steinernen Brücke, sind wir uns immer noch unsicher, was wir davon halten sollen. „So und nun lade ich euch auf zwei Regenburger Rostbratwürste ein!“, sagt er als wir vor der ältesten Imbissbude Deutschlands stehen und verschwindet darin. Während wir unsere heißen Würstchen genießen, erzählt uns Herr Lex, dass er erst vor ein paar Tagen einen Vortrag von einem Paar besucht hat, welches auch mit dem Fahrrad um die Welt gereist ist. Und auch er selbst ist gerne mit dem Rad unterwegs. „Es sind nicht unbedingt die Städte und besuchten Orte, die in Erinnerung bleiben, sondern vielmehr die Begegnungen, die man hat.“ Wir verabschieden uns und bedanken uns – auch auf diesem Wege noch mal herzlich – für die besondere Art Regensburg zu entdecken und fahren über die steinerne Brücke weiter Richtung China… bzw. erst mal Richtung Straubing.


Stadtführung mit Herrn Lex

Stadtführung mit Herrn Lex

 

Regensburger Rostbratwürstchen

Regensburger Rostbratwürstchen

Als wir so dahinfahren, und noch darüber nachdenken, wie bereichernd es ist, solche selbstlosen und freundlichen Menschen zu treffen, und das man nun irgendwie verändert aus der Begegnung geht, fahren wir halb in Gedanken versunken an einem steckengebliebenen Auto vorbei. Der Fahrer gibt nicht auf. Die Räder graben sich immer tiefer in das Erdreich. Anhalten? Helfen? Weiterfahren? Motiviert aus der voherigen Begegnung entschließen wir uns für: Anhalten! Aus dem Wagen springt ein Bayer und ist sichtlich erfreut über unsere Hilfe: „Das gloab i jetzt nit! Das ist ja suboaa, dass ihr mia hoilft!“ (kein original akzentechter Wortlaut!) „Koan i euch noch auf ein Bier einloaden? Die Kneipe ist direkt um die Ecke!“ Wir blicken auf die Uhr. Durch die Stadtführung sind wir sowieso schon etwas später dran als geplant. Es sind die Begegnungen die zählen!


Ein Bier und ein Schnaps

Ein Bier und ein Schnaps

Nach einem großen Radler wollen wir eigentlich los. Immer wieder sagt er auf bayrisch, dass er es nicht fassen kann, dass es so nette Menschen gibt. Und kaum haben wir das Glas leer, würde er uns am liebsten noch ein Fass nachschenken. Wir einigen uns auf einen Obslter und verabschieden uns. Es ist mittlerweile halb fünf und nach Straubing noch dreißig Kilometer. Bei Nacht und Nebel erreichen wir um halb acht die Jugendherberge. Wir sind stolz auf die Leistung, aber auch fix und fertig vom zweistündigen Herumirren bei Dunkelheit und feuchtem nassen Nebelwetter.


Ordnung muss sein

Es ist eine Jugendherberge ganz im Sinne des ordentlichen Deutschen. Wohin man schaut begegnen uns fein säuberlich laminierte Hinweiszettel – rot, gelb, und blau – wie man sich ordnungsgemäß zu verhalten hat: „Nachtruhe ab 22.00 Uhr. Die Zimmer werden vor der Abreise kontrolliert. Keine Gegenstände aus den Fenstern werfen. Das Bad darf nicht mit Strassenschuhen betreten werden. Strenges Rauch- und Alkoholverbot“. Ja, ich fühle mich wieder ein wenig wie auf Klassenfahrt in der vierten Klasse!


Kapitel 5: Fluss abwärts
INGOLSTADT

Auch wenns genüsslich aussieht. Das morgens teilweise sogar gefrorene Wasser schluckt man nur wieder Willen.

Auch wenns genüsslich aussieht. Das morgens teilweise sogar gefrorene Wasser schluckt man nur wieder Willen.


Der Sonne entgegen. Bis nach China.

Der Sonne entgegen. Bis nach China.

„Ich dachte, die Donau fließt bergab“

Neuburg, 27./28. Februar 2012

Wie haben wir uns gefreut, als wir nach einer kräftezerrenden Berg- und Talfahrt entlang der Altmühl endlich Neuburg an der Donau erreicht haben! Ein kleines Etappenziel auf unserer Reise. Der Fluss, welcher uns nun fast dreitausend Kilometer bis zum schwarzen Meer begleiten wird. Und es geht flußabwärts! Klingt erst mal super oder? Doch was uns erwartet, sieht anders aus, als in unseren Vorstellungen. Wir haben Februar. Wege, die im Sommer wahrscheinlich herrlich zu fahren sind, entpuppen sich als matschige Pisten. Unsere beladenen Räder graben sich immer tiefer in die Furchen und wir kommen nur im Schneckentempo voran. Am schlimmsten ist die Strecke zwischen Ingolstadt und Neustadt. Zeitweise fahren wir auf einem alten Bahndamm. Links und rechts von uns liegt Militärgelände und überall mahnen Schilder: „Den Damm nicht verlassen. Militärübungsgelände. Lebensgefahr!“ Ok, mit dem pinkeln warten wir dann noch einen Augenblick. Es fängt an dunkel zu werden. Doch zu beiden Seiten des Donaudammes, befinden sich feuchte bis sumpfige Wiesen und Wäldchen. Kein geeigneter Platz, um ein Zelt aufzuschlagen. Wir sind erschöpft. Die Beine brennen. Wir haben Hunger. Um uns herum inzwischen totale Dunkelheit. Timm läuft ein Stück in ein Wäldchen hinein.


Timm: Man merkt Lorena an, dass sie ungern wild zelten möchte. Genauso wenig, wie ich bei einem Bauern nach einem Zeltplatz nachfrage. Und so fahren wir immer weiter gen Dunkelheit, ohne einen passenden Schlafplatz für uns Beide zu finden. Inzwischen ist es stockdunkel und wir leuchten uns den Weg durch ein Naturschutzgebiet mit FahrradLampe und Stirnleuchte. „Da, ein Weg!“ Lorena deutet in die Dunkelheit. Das soll wohl heißen, dass ich mal nachschauen soll, ob man da campen kann. Also laufe ich in den kleinen Feldweg hinein. Am Ende des Weges kann ich zwei dunkle Schatten erkennen. Bilde ich mir das nur ein? Sind das Rehe oder Wildschweine oder Etwas ganz anderes? Ich renne darauf zu und hoffe, dass sie die Flucht ergreifen. Aber sie bewegen sich nicht. Puh! Doch nur Bäume. Langsam komme ich mit meiner Stirnlampe in Reichweite der Schatten und plötzlich bekommen sie leuchtende Augen. Was es nicht nötig hat weg zu laufen, scheint nicht am unteren Ende der Nahrungskette zu sein, denke ich und ziehe mich langsam zurück. Zu Lorena meine ich kurz, dass es ein nicht so günstiger Platz zum Zelten ist! Wir fahren weiter.


Lorena: Vielleicht doch noch ein Stück weiter. Doch dann befinden wir uns plötzlich wieder auf der Schnellstraße. „Ich will doch einfach nur schlafen!“, denke ich, „hier muss es doch irgendwo einen Platz geben, wo man dieses blöde kleine Zelt aufschlagen kann!“ Den gibt es. Vor uns taucht ein blaues Schild mit einem weißen Zelt darauf auf: Campingplatz in 500 Metern. Als wir im Stockdunkeln mit unseren komplett vermatschten Rädern auf den Hof fahren und fragen, ob wir dort Zelten können, lacht der Besitzer und sagt: „Ihr seid meine ersten Gäste 2012“.



Wir nehmens mit Humor

Wir nehmens mit Humor


Die Schlammschlacht von Ingolstadt

Die Schlammschlacht von Ingolstadt


Der feinkörnige Schlamm setzt sich in alle Poren

Der feinkörnige Schlamm setzt sich in alle Poren

Der Berg von Kelheim

Wir sind es satt, uns durch den Schlamm zu kämpfen. Wo es geht, wählen wir die Straße anstatt des Donauradweges. So auch in Kelheim. Ein Hinweisschild mit Höhenprofil zeigt den Radfahrern auf: „Achtung! Steigung von über 100 Höhenmetern zu bewältigen. Alternative: Fähre.“ Naja, wir werden noch öfter mit solchen Steigungen zu kämpfen haben. Wenn nicht, schieben wir eben ein Stück. Also machen wir uns auf den Weg und bereuen es sehr schnell: Matschige Waldwege, die stetig Berg auf führen…



Beim Kelheimer Berg versagen uns die ohnehin schon geschwächten Oberschenkel. Wir müssen schieben.

Beim Kelheimer Berg versagen uns die ohnehin schon geschwächten Oberschenkel. Wir müssen schieben.


Auf verlassenen Fluren

Auf verlassenen Fluren

Kapitel 4: Vor- und Nachteile des Winters
ALTMÜHLTAL

Nach einem kurzen Regenschauer

Nach einem kurzen Regenschauer

Die Vor- und Nachteile des Winters

Fangen wir mit den Nachteilen an, denn diese sind schnell aufgezählt: Man friert. Man friert, wenn man kurz anhält, um etwas zu essen. Man friert, wenn man morgens aus dem Schlafsack kriecht. Wenn man im Fluss die Teller abwäscht. Wenn man sich umzieht. Man friert einfach.
Die Vorteile dagegen sind vielseitiger: Man braucht sich keine Gedanken zu machen, dass die Zimmer in den Pensionen oder Campingplätze ausgebucht sind. Es herrscht gähnende Leere bzw. erholsame Ruhe. Verlockende Angebote wie „Restaurant Donaublick in 100m rechts“ entlang der Radwege werden hinfällig, da die Lokalitäten allesamt geschlossen haben. Beziehungsweise hält sich die Lust auf ein kühles Radler im schattigen Biergarten eher in Grenzen. Viel mehr wünschen wir uns: „Heißen Glühwein am warmen Kaminofen!“ Im Sommer wurde uns erzählt, sei der Donauradweg die reinste Fahrradautobahn. Radler wohin das Auge reicht. Wir erschrecken eher, wenn mal ein Radfahrer an uns vorbei fährt. Uns wird ein zügiges Weiterfahren ohne längere Stopps an den herrlichen Stränden der Flüsse erleichtert, da die Ufer eingefroren sind. Doch wir freuen wir uns auch, wenn der Frühling endlich Einzug hält. So dass man abends bei milden Temperaturen auch noch mal eine Weile vor dem Zelt sitzen kann, ohne Frostbeulen an den Füßen zu bekommen. Die Zugvögel lassen sich zumindest schon hier und da entlang des Weges blicken.


Badespass am Strand

Badespass am Strand

 

Baden...Nicht!

Baden...Nicht!

 

Am Altmühlsee

Am Altmühlsee

 

Eislaufen

Eislaufen

 

Badesee

Badesee

 

Die Wildgänse machen Mittagspause

Die Wildgänse machen Mittagspause

 

Camping an der Donau

Camping an der Donau

Auf den Spuren des Bibers

Meine anstrengensten Tage der Reise: Timm entdeckt einen Baumstamm, welcher merkwürdig angenagt ist. „Ich glaube hier gibt es Biber!“ Ab diesem Zeitpunkt diskutieren wir stundenlang, ob es nun entlang der Altmühl Biber gibt oder nicht. Die wildesten Theorien werden aufgestellt: Es könnte ein Förster sein, der eine spezielle Methode hat, Bäume zu fällen. Timm kommt von hinten angefahren und ruft: „Hey, da war ein Schild auf dem steht, dass es hier Biber gibt!“ Er weiß genau, dass ich zu müde bin, um zurück zu fahren. Um der Diskussion ein Ende zu setzen, sprechen wir einen alten Mann an. „Na klar gibt es hier Biber! Sogar einige. Die sind richtig groß.“ Von da an, diskutieren wir nicht mehr, ob es Biber gibt. Wir machen uns auf die Suche nach Ihnen.


Timm der Biber

Timm der Biber

 

Lorena auf Bibersuche

Lorena auf Bibersuche

 

DER BEWEIS! :) Im Jahre 2008 wurde der Biber-Bestand in Österreich auf etwa 3000 geschätzt. Vorkommen an der Donau besonders an Staustufen, grenzübergreifend auch in Bayern und Slowenien. (Danke David für die Info)

DER BEWEIS! :) Im Jahre 2008 wurde der Biber-Bestand in Österreich auf etwa 3000 geschätzt. Vorkommen an der Donau besonders an Staustufen, grenzübergreifend auch in Bayern und Slowenien. (Danke David für die Info)