KAPITEL 30: Zwei Pferdestärken & ein Hund
KHARAGAULI




Der Sheriff von Nottingham und seine STASI ähnlichen Machenschaften

Timm: Ein entgegenkommendes Auto hält neben uns. Die beiden Insassen geben sich als Polizisten zu erkennen. Ich grüße freundlich. Es bildet sich eine Schlange von wartenden Fahrzeugen, die uns nervös hupend zum Weiterfahren drängt. Wir befinden uns in Kharagauli, einer kleinen Stadt an einer schottrigen Straße, die sich zusammen mit der Eisenbahnlinie durch ein schmales Tal Richtung Tblisi schlängelt. Der Wagen mit den in Zivil gekleideten Polizisten hat gewendet und folgt uns. Als wir gerade Brot kaufen, trifft eine weitere Polizeistreife ein: Zu kleine Polizeiuniform trifft auf zu großen Bauchumfang. Wir werden von dem dicken Hilfssheriff über Route und Absichten ausgefragt und antworten gehorsam. Wir haben schliesslich Nichts zu verbergen! Während der gesamten Unterhaltung beobachten uns die beiden in zivil gekleideten Polizisten misstrauisch aus ihrem Auto heraus. Ich versuche das Eis zu brechen, indem ich ihnen gelegentlich freundlich lächelnd zunicke. Die Mienen bleiben kühl. Als das “Verhör” beendet ist, geht unser korpulenter Gesprächspartner zum Auto der Miesepeter – augenscheinlich ist einer der Beiden der “Sheriff” – und berichtet. Dann dürfen wir weiter fahren. Nervenaufreibende Prozedur, an die wir uns in Zukunft wohl gewöhnen müssen.
In Kharagauli befindet sich das Büro des Borjomi-Kharagauli Nationalparks. Hier wollen wir unsere “Eintrittskarte” für den Park besorgen. Der junge Mann hinter dem Schreibtisch ist bemüht uns gut zu beraten. Doch entgegen seiner Empfehlung entschliessen wir uns den Park nicht zu Fuß, sondern mit dem Pferd zu durchqueren. Als ich das Büro verlasse ist Lorena umringt von einer Gruppe Tschechen, welche für einige Tage ihr Mannsein feiern und ohne Frauen und ohne Zelt, einzig ausgerüstet mit Schlafsäcken, durch Georgien pedalieren. Unsere Unterhaltung wird unterbrochen. Die Polizei von Kharagauli scheint unter Aufmerksamkeitsdefizit zu leiden. Die erneute Befragung wird hitziger. “Woher kennt ihr euch?” “Reist ihr zusammen?” Ich bleibe ruhig. Einer der Tschechen, welcher der einzig englischsprechende der Gruppe ist lässt, sich von der Verhöhr-ähnlichen Situation verunsichern und verschlimmert die Lage durch nervöse und wiedersprüchliche Antworten. Es dauert eine Weile bis die Verhältnisse geklärt sind und wir fast schon genötigt werden weiter zu fahren.
Unterwegs zum Parkeingang, welcher sich 20-25 Km entfernt nahe dem kleinen Ort Marelisi befindet, finden wir eine nette Wiese und überlegen hier unser Nachtlager aufzuschlagen…







Frauen verboten! Na, da bin ich ja froh, dass ich dabei sein darf. Danke Timm

Frauen verboten! Na, da bin ich ja froh, dass ich dabei sein darf. Danke Timm

Lorena: Ich wollte Timm gerade sagen, dass ich mit Schlafplatz einverstanden bin. Gleichzeitig erreicht uns ein dunkler Wagen. Ich kann es kaum glauben, wer mir aus dem Wagenfenster entgegenschaut: Der Fahrer des “Sheriffs”, welcher unglaublich pralle, nach außen gewölbte Schlauchbootähnliche Lippen hat. Wir taufen ihn “Schlauchbootlippen-John”. Unsere Blicke treffen sich und wir schauen uns grimmig und stillschweigend an. Man merkt es gleich, dass wir eine enorme Symphatie füreinander empfinden. Er fährt weiter und mir ist die Lust vergangen hier zu übernachten. Schließlich wurde unser Versteck hiermit enttarnt und ein ruhiger Schlaf somit undenkbar. Ich weiß nicht, welche Absichten die hiesige Polizei hegt, doch ich möchte heute Nacht nicht von den unheimlichen Gehilfen des Sheriffs heimgesucht werden. Wir fahren weiter. Hinter einer Kurve in einem Seitenweg steht erneut der schwarze Wagen. Schlauchbootlippen-John tut so, als würde er schlafen. Der Mann muss sehr müde sein! Eben fuhr er noch putzmunter an uns vorbei und nun befindet er sich schon im Land der Träume. Er folgt uns bis nach Marelisi und wir beschliessen die letzten 4 Kilometer bis zur Schützhütte der Ranger doch noch in Angriff zu nehmen. Vielleicht haben wir dort unsere Ruhe. Wir sehen gerade noch, wie die Leute die wir in Marelisi nach dem Weg dorthin gefragt haben, von “Schlauchbootlippen-John” ins Verhör genommen werden! Meine Güte! Was glauben die denn wer wir sind? Schwerstverbrecher? Terroristen? Gehetzt fahren wir den Waldweg in Richtung Ranger. Doch eine Überraschung hat sich der Tag noch für uns aufgehoben: Ein Fluss stellt sich uns mit tosender Strömung in den Weg! Einen Vorteil hat es jedoch: wenn wir ihn erst überquert haben, wird uns “Schlauchbootlippen-John” mit seinem klapprigen Auto nicht mehr folgen können…






Timm: Sowohl unser Verfolger, als auch die Dämmerung, drängen uns dazu nun eine schnelle Entscheidung zu treffen. Der schmale Holzstamm, welcher normalerweise Fußgängern als Brücke dient, kommt für eine Überquerung mit dem Fahrrad nicht in Frage. Uns bleibt nur die Flussüberquerung. Die ersten Glühwürmchen fangen an zu blinken und schweben mystisch über die urigen Farne. Der Bach rauscht und manchmal haben wir das Gefühl den Motor unseres Verfolgers zu hören. Ich gehe vorerst lieber ohne Fahrrad durch den Bach und schaue wie tief er ist. Lorena entfernt schon mal die Lenkertaschen. Wir wollen nicht riskieren, falls das Fahrrad von den Fluten gepackt wird, dass unsere Elektronik Baden geht. Knie tief. Das müsste passen. Vorsichtig schiebe ich das erste Rad durch den Bach. Große Steine erschweren den Weg. Von der Seite drückt kräftig das Wasser auf die hoffentlich dichten Packtaschen. Zum Glück ist der Grund nicht all zu rutschig und wir können das zweite Fahrrad ebenfalls ohne Probleme auf die andere Seite manövrieren. Die blaue Stunde ist vorbei. Der dunkler werdende Himmel drückt auf unsere Stimmung. Ich versuche mir einzureden, dass alles in Ordnung ist. Das hier ist zwar der Georgische Dschungel, aber wir können uns nicht verlaufen. Der Weg führt in 4 Kilometern schliesslich geradewegs zu den Rangern. Taschenlampen haben wir auch. Und Essen für die nächsten 2 Tage. Ich probiere ruhig zu bleiben. In mir steigt das Gefühl von Abenteuer auf. Das habe ich mir gewünscht! Oder? Ich setze mir die Stirnlampe auf den Kopf. Der Lichtkegel ist ziemlich klein und ich kann nur schwer erkennen, was weiter als 5 Meter entfernt ist. Die Nächte hier im Wald sind pechschwarz. Wir können ohne Licht Nichts mehr erkennen. Der Schlamm “quartscht” durch unsere Sandalen, während wir unsere Fahrräder durch die knöcheltiefen Schlammpfützen schieben. Wir haben mittlerweile aufgegeben in der Dunkelheit trockenen Fusses zu bleiben. Das würde uns zu viel Zeit kosten. Mein von Abenteuerlust geprägtes Grinsen wurde durch Lorenas Bedenken – “Und was wenn jetzt ein Wildschwein oder ein Bär vor uns steht?” – wie weggeblasen. Lorena läuft vorweg. Sie wird immer schneller. Wir sprechen kein Wort. Die Nacht ist gespenstisch. Das sind die längsten 4 Kilometer meines Lebens. Teilweise bleiben wir im Schlamm stecken. Lorenas panischer Zustand wird von durch Erschöpfung hervorgerufener Lethargie abgelöst. Ich helfe ihr das Fahrrad aus dem Schlamm zu schieben. Mein Herz schlägt schneller. Ich schaue den Weg entlang und bleibe stehen. Ich sehe 3 Glühwürmchen. An sich nicht Ungewöhnlich. Doch eines davon blinkt nicht wie sonst. Was zum Teufel? Langsam gibt die Dunkelheit eine Silhouette Preis. Ein Pferd. Mitten im Wald. Meine Stirnlampe hat sich in seinen Augen reflektiert. Die Atmoshphäre ist unbeschreiblich, ich komme mir vor wie in einem Traum. Alles ist so sürreal. Das Pferd kommt näher. Jetzt kann ich auch zwei Männer auf dem Pferd erkennen. Und einen Hund. Ich schalte meine Taschenlampe aus um die Männer nicht zu blenden. Einer der Beiden ist betrunken und will meine Hand nicht mehr loslassen, die ich ihm zur Begrüßung hochgereicht habe. Aber das ist mir egal. Ich bin froh, dass sie da sind. Ich bin wieder etwas ruhiger. Wir laufen weiter. Hier und da höre ich das Knacksen von kleinen Ästen und das Rascheln von kleinen Tieren, die sich im Unterholz verstecken, als wir den Weg fast lautlos entlangschieben. *Bing*Bing*Bing* Lorena klingelt. Eine gute Idee. Zusammen klingeln wir verloren in dem finsteren Wald. Ich lächle. Das macht Mut. Durchhalten!



Die VAUDE Taschen beweisen, dass sie absolut wasserdicht sind!

Die VAUDE Taschen beweisen, dass sie absolut wasserdicht sind!

Hetzjagd bei Nacht

Lorena: Endlich taucht mitten im Wald die Hütte der Ranger auf! Doch es wäre ja gelacht, wenn wir da jetzt einfach so unser Zelt aufschlagen könnten: Zwischen uns und dem so sehr ersehnten Schlafplatz liegt erneut der tosende Fluss. Dieser rast mit hoher Geschwindigkeit und nicht unbeachtlicher Tiefe an uns vorbei in Richtung Tal. Unmöglich ihn in der Finsternis zu überqueren. Zwei schmale Baumstämme dienen als Brücke. Doch es badarf schon artistischer Fähigkeiten mit einem schwer beladenen Fahrrad darüber zu balancieren. Das Haus der Ranger liegt in greifbarer Nähe in der Dunkelheit und ist doch unerreichbar.


Timm: Schlimmer kann es aber schon lange nicht mehr werden. Wir nehmen es hin. Auf der anderen Seite sehen wir die Hütte der Ranger auf einer kleinen Lichtung. Es brennt kein Licht. Verdammt sie schlafen schon! Ich krempel mir die Hose hoch und wate durch den Bach. Das Wasser tränkt meine Hose. Der Bach ist zu tief. Was jetzt? So kurz vor dem Ziel. Ich bin unfassbar enttäuscht. Lorena sagt nichts mehr. Der Bach rauscht. “Hooooo” ruft es von der anderen Seite des Flusses. “Hooooo.”


Lorena: Hilflos stehen wir da. Dunkle Schatten bewegen sich auf uns zu und formen sich langsam zu stämmigen menschlichen Silhouetten. Über die Brücke schreiten trittsicher drei kräftige Männer mit langen Holzstäben in der Hand. Figuren, wie aus einem Märchen der Gebrüder Grimm. Doch mit ihnen macht sich auch ein schwach wahrnehmbarer Geruch von Alkohol in der nächtlichen Luft breit. Sie beurteilen die Situation als genauso aussichtslos, wie wir es bereits getan haben. “Zurück”, meint einer der Männer. Dieses Wort schafft es meine bereits überspannten Nervenstränge endgültig zum Reißen zu bringen. Ich setze mich völlig erschöpft auf einen großen Stein und starre auf das Wasser…


Timm: Kräftige Männer mit tiefen Stimmen. Vollbärten und einer leichten Alkoholfahne. Ich komme mir vor wie in Robin Hood. Vor mir die Waldbewohner und Mönche. Hinter mir der Sheriff von Nottingham. Aber welche Rolle spielen Lorena und ich? Lorena sitzt immer noch auf dem Stein und rührt sich nicht. Ich versuche sie zu trösten und merke, dass sie den Tränen nahe ist. Von der anderen Seite des Flusses leuchten zwei grelle Scheinwerfer auf. Ein großer Mitsubishi Pickup rollt langsam auf den Bach zu. Warum sind die denn da nicht früher drauf gekommen? Wir laden die Räder samt Gepäck auf die Ladefläche. Zusammen mit einem der Ranger versuchen wir die Räder bei der Bachdurchquerung so fest wie möglich zu halten. Lorena nimmt als Beifahrerin im Cockpit Platz. Der Wagen taucht langsam in den Bach ein. Ich hatte die Tiefe unterschätzt. Die Ladefläche füllt sich mit Wasser. Die Laptoptasche, welche Lorena mir zwischen die Beine gestellt hat, rutscht gefährlich nahe in Richtung Ladeklappe, welche wir wegen der Räder nicht schliessen konnten. Doch kurz darauf befinden wir uns schon auf der anderen Seite. Geschafft! Die Ranger verschwinden wortlos in ihrer Hütte. Nach diesem Tag bin ich so aufgewühlt, dass ich glaube niemals einschlafen zu können. Doch während ich in unserem zügig aufgebauten Zelt liege und so darüber nachdenke, wie absolut KRANK dieser Tag heute war, schlafe ich aus Erschöpfung schneller ein als gedacht.



Der Weg zum Ranger Shelter ist eine wahre Herausforderung: für unser Material und unsere Nerven!

Der Weg zum Ranger Shelter ist eine wahre Herausforderung: für unser Material und unsere Nerven!






Im Stockdunkeln geht es mit dem Geländewagen über den Fluss...

Im Stockdunkeln geht es mit dem Geländewagen über den Fluss...

Aufsteigen

Ich will nicht aufstehen! Müde schaffe ich es gerade so meine Augen zu kleinen Schlitzen zu öffnen. Mühevoll krieche ich aus dem Zelt. Die Ranger stehen auf der Veranda, sind immer noch groß und stattlich, haben jedoch im Tageslicht ihre mystische Ausstrahlung verloren. Geblieben sind alte Männer in dreckiger Kleidung mit versoffenen Gesichtern. Unsere Pferde stehen gesattelt um Punkt acht Uhr vor unserem Zelt. Verschlafen stopfen wir schnell das Nötigste in zwei große Packsäcke. Ein alter Mann mit Hut drückt uns die Zügel in die Hand. Timm bekommt den Hengst und beide Packtaschen. Wir versuchen noch die Namen unserer vierbeinigen Begleiter in Erfahrung zu bringen, doch da unsere Russisch Kenntnisse nicht ausreichen, taufen wir die neuen Weggefährten spontan und besonders einfallsreich auf die Namen Paul und Paulchen. Da geht es auch schon los. Haben wir in der Eile alles eingepackt? Ein schwarzer Hund läuft neben uns her. Er scheint uns wohl als persönlicher Beschützer auf unserem Weg in die bewaldeten Berge zu begleiten.



Timms Pferd: Wilder Hengst oder treuer Weggefährte?

Timms Pferd: Wilder Hengst oder treuer Weggefährte?

Abenteuer

Lorena: So brechen wir auf in ein ganz spezielles Abenteuer. Die erste Herausforderung stellt sich uns schon nach wenigen Metern. Wieder einmal kreuzt der uns wohlbekannte Fluss unseren Weg. Unter den kritischen Blicken der Ranger treibe ich mein Pferd auf die andere Seite. Doch nur widerwillig lässt es sich dazu bewegen durch das steinige Flussbett zu wahten. Timms Pferd tut ihm diesen Gefallen nicht. Bockig bleibt es vor dem Wasser stehen und nutzt seine reiterliche Unkenntnis schahmlos aus. Doch Timm scheint wohl etwas Cowboy im Blut zu haben und lernt schnell sich gegen seinen sturen Partner durchzusetzen.



Da führt kein Weg dran vorbei - sondern nur geradewegs hindurch!

Da führt kein Weg dran vorbei - sondern nur geradewegs hindurch!






Im georgischen Dschungel suchen wir nach dem Weg in Richtung Gipfel.

Im georgischen Dschungel suchen wir nach dem Weg in Richtung Gipfel.






Immer wieder stellt sich uns der Fluss in den Weg

Immer wieder stellt sich uns der Fluss in den Weg


Riesige Bremsen attakieren uns und unsere Pferde

Riesige Bremsen attakieren uns und unsere Pferde






Was wohl hinter der nächsten Kurve auf uns wartet?

Was wohl hinter der nächsten Kurve auf uns wartet?


Der Wald wird lichter...

Der Wald wird lichter...


...und die Aussicht fantastisch!

...und die Aussicht fantastisch!

Gipfelsturm

Über Stunden klettern wir immer höher hinauf. Durchkreuzen mehrfach das Wasser, vorbei an fazinierender Landschaft, steinigen Böden, Farn und Lianen, über eine Alm. Der Weg wird nun immer schmaler und wir kämpfen uns durch einen dichten Dschungel aus Blattwerk. Plötzlich schlägt unser Hund bellend Alarm. Etwas bewegt sich zwischen den Farnen. Wir können gerade noch das Hinterteil eines flüchtenden Tieres erkennen und sind uns sicher es war ein Bär! Braver Hund! Der höchste Punkt des Berges scheint schon fast erreicht, da fängt es drohend an über uns zu Donnern. Der Himmel zieht sich zu. Nicht nur unsere Pferde sind müde und froh, als wir uns entscheiden umzukehren und die Nacht bei einer tiefergelegenen Schutzhütte zu verbringen.



Schon so hoch und dennoch nicht am höchsten Punkt

Schon so hoch und dennoch nicht am höchsten Punkt


Nicht nur unsere Pferd sind müde...

Nicht nur unsere Pferd sind müde...


Wir entscheiden uns zur Schutzhütte zurück zu reiten...

Wir entscheiden uns zur Schutzhütte zurück zu reiten...









Schutzhütte

Als wir an der hölzernen Hütte ankommen, stehen dort eine Menge Pferde. Zwei Männer springen uns freudig entgegen – als hätten sie uns schon erwartet – packen uns bestimmend am Arm und ziehen uns hinein in das dunkle Häußchen. Ein Verhör? Doch auf dem Tisch ist Wurst, Käse und Brot ausgebreitet und man bittet uns zuzugreifen. Natürlich darf der Alkohol nicht fehlen, welcher aufgrund unserer ausgehungerten Mägen, seine Wirkung schnell entfaltet. Die Männer erklären uns mit Hand und Fuss, Brocken aus Englisch und Russisch, dass sie von der Polizei und vom Militär seien. Auch ein Ranger ist dabei. Und was machen die hier mitten im Wald? Ein kleiner, misstrauisch schauender Junge entspannt die Situation ein wenig. Die anfänglich gute Stimmung schlägt schnell um, als wir merken, dass sich das Gespräch zu einer Verhör-ähnlichen Situation wandelt. Immer wieder fragt der Polizist, der auch als Jürgen-Vogel-Double arbeiten könnte, “unauffällig” nach unserem Namen und Wohnort in Deutschland. Angeblich weil er den Ort “Kelkheim” unbedingt und nur spaßeshalber mal in Google suchen möchte. Wann wir denn wieder nach Hause fliegen? “Jahresende – Weihnachten” Der Polizist formt seine Hände zu Pistolen und schiesst in die Luft. Timm schaut mich entsetzt an: “Der will unser Flugzeug abschiessen!!!” Ich lache laut, denn ich glaube er meinte lediglich “Silvester”, was wir in unserem Verfolgungswahn wahrscheinlich missverstanden haben. Oder? Aber als er mich dann ganz lustig, aber immer penetranter werdend nach meiner genauen Adresse und Hausnummer fragt, fauche ich ihm nur noch ein knappes “Privat” entgegen! Er scheint verstanden zu haben. Sauer dreht er sich um und geht zu seinem Pferd. Die Gruppe aus Männern steht noch eine Weile tuschelnd und uns immer wieder Blicke zuwerfend auf der Wiese, bevor sie endlich den zweistündigen Rückzug in Richtung Marelisi antreten. Einzig ein Ranger bleibt…



Verhör und Verköstigung in der hölzernen Schutzhütte...

Verhör und Verköstigung in der hölzernen Schutzhütte...


Umzingelt von der Polizei!

Umzingelt von der Polizei!



Posen wie die Großen!

Posen wie die Großen!

Zwei Mann und eine Flasche Wodka

Timm: Der Ranger, welcher die ganze Situation stillschweigend beobachtet hat, scheint etwas Mitleid mit uns zu haben und zieht nach dem die Anderen verschwunden sind, eine kleine Flasche Tschatscha (georgischer Tresterbrand) aus seiner Tasche. Zusammen stoßen wir mehrfach auf die deutsch-georgische Freundschaft an. Außerdem auf seine beiden verstorbenen Rangerkollegen, wovon einer, so glauben wir zu verstehen, auf Grund eines Herzinfaktes gestorben ist und der andere erschossen wurde. Oje, erschossen?
Da wir schon etwas angeschwippst sind, und wir auf Grund der merkwürdigen Situation mit der Polizei einen klaren Kopf behalten wollen (soweit das noch möglich ist), probieren wir uns in allerlei Techniken das berauschende Getränk unauffällig zu entsorgen. Auch das Pökelfleisch, welches er uns ständig aufdrängt und nicht besonders appetitlich aussieht, lassen wir hinter unserem Rücken in das hungrige Maul unseres Hundes verschwinden, welcher sich nach dem anstrengenden Tag besonders darüber freut.


Lorena: Endlich ist die Flasche leer und der Ranger entscheidet sich zu gehen. Doch an der Stelle, wo eben noch seine drei Pferde standen, wehen nun lediglich ein paar Grashalme im Wind. Großartig! Wenn jetzt drei reiterlose Pferde ohne Ranger im Tal ankommen, schicken sie wahrscheinlich direkt ein Sondereinsatzkommando! Das darf nicht passieren! Mit einigen Gläsern Wodka intus renne ich los. Beflügelt springe ich über Wasserpfützen, Steine und alles andere, was sich mir in den Weg stellt. Nach einem 1-Kilometer-Hindernislauf entdecke ich die Pferde kurz vor der Flussüberquerung. Zu spät. Ich kann gerade noch ein Hinterteil tuschieren, da marschieren sie schon vergnügt durch das tiefe Wasser. Die Brücke! Ich sprinte über den Holzbalken und während ich das tue, wird mir bewusst, dass mich im nüchternen Zustand wahrscheinlich keine zehn Pferde dazu gebracht hätten hier herüber zu gehen. Doch da stehe ich auch schon am anderen Ufer. Ich nutze alle meine durch Wodka hervorgerufenen Superkräfte und setze zum Endspurt an. Mit soviel Energie, dass ich an den Pferden vorbeischieße und mich ihnen wie Batman in den Weg stelle. Hah! Ihr Bösewichter. Das Spiel ist aus! Ich schwinge mich in den Sattel und jage im Galopp zurück zur Schutzhütte. Der Ranger schaut mich an. Anstatt eines lobenden Dankeschön für meine heldenhafte Leistung, hält er fragend drei Finger in die Luft. “Wo ist das dritte Pferd?” Keine Ahnung, denke ich. Sei froh, dass ich zwei gefangen hab, sonst hättest du nach Hause laufen können, du Suffkopf.



Auf Georgien! Wann ist denn die Flasche endlich leer!!!

Auf Georgien! Wann ist denn die Flasche endlich leer!!!

Ruhe. Angetrunken sitzen wir auf der Terasse der Holzhütte. Unser Hund liegt neben uns und genießt die für ihn scheinbar seltenen Streicheleinheiten. Doch plötzlich schießt er hoch und fängt an zu knurren. Hufgetrappel. Sind die Polizisten zurückgekehrt? Etwas bewegt sich im Gebüsch. Auch die Pferde schauen auf. Das Tier ist riesig, pechschwarz und vierbeinig – aber kein Pferd: Eine Herde Wasserbüffel hat sich heimlich genähert und bewegt sich in Richtung unseres Zeltes. Der Hund schaut uns fragend an. “Ja, du darfst!” Kaum haben wir die Worte ausgesprochen, schießt er los und nimmt den Kampf gegen die schwarzen Kolosse auf. Erschrocken ergreifen sie die Flucht.



Ob da wohl was zu essen drin ist? (An dieser Stelle entschuldigen wir uns dafür, dass die Bilder etwas unscharf und verwackelt sind. Doch aufgrund des Wodka war eine bessere Qualität leider nicht mehr möglich!

Ob da wohl was zu essen drin ist? (An dieser Stelle entschuldigen wir uns dafür, dass die Bilder etwas unscharf und verwackelt sind. Doch aufgrund des Wodka war eine bessere Qualität leider nicht mehr möglich!


Attacke! Unser tapferer Hund verteidigt unser Zelt mit vollem Körpereinsatz...

Attacke! Unser tapferer Hund verteidigt unser Zelt mit vollem Körpereinsatz...

Rückkehr

Timm: Ich genieße es im Sattel zu sitzen. Endlich kann ich Lorena mit ihrer Passion für Pferde annähernd verstehen. Und auch wenn mein Bock mich häufig wider Willen durch das Gestrüpp zieht, meine Arme wegen der vielen Äste schon so aussehen, als würde ich mich ritzen und mein Po so wund ist, dass er schon blutet, setze ich mich diesen Morgen wider Erwarten freudestrahlend in den Sattel. Der Weg führt uns heute durch eine kleine Klamm. Die steilen, felsigen Wände lassen oft kaum Platz für Fluss und Weg, so dass wir meistens gezwungen sind durchs Wasser zu waten. Als der Bach zu tief wird, presst sich ein schulterbreiter Pfad aus dem Wasser durch zwei nackte, kantige Felswände die Böchung empör. Mein Pferd bleibt wieder einmal stehen. Auch ich bin unsicher, ob ich mich mit den beiden Taschen durch die Enge zwängen kann…


Lorena: Timms Pferd steht einmal wieder und weigert sich weiter zu gehen. Ich rufe ihm zu, er soll ihm endlich mal zeigen wer der Boss ist! Dass vor den Beiden die schmale Felsverengung liegt, kann ich aus meiner Position nicht sehen. Timm treibt sein Pferd an. Es bewegt sich. Geht doch! Doch die beiden seitlich befestigten Taschen bleiben hängen und ziehen es zurück. Es verliert den Halt und sein Hinterteil verschwindet im Wasser. Verzweifelt, jedoch nicht panisch versucht es sich aus seiner misslichen Lage zu befreien. Timm tut es ihm gleich. Ich sitze hilflos auf meinem Pferd und hoffe dass die beiden sich nicht überschlagen! Ein Sturz auf die kantigen Steine wäre fatal! Mitten in der Wildnis! Kein Handyempfang. *Kracks* die beiden Taschen fallen mit einem Schwung ins Wasser, Timm springt vom Pferd auf einen kleinen Felsvorsprung und das Pferd rettet sich Reiter- und Gepäcklos ans trockene Ufer. Mir klopft das Herz. Alle scheinen wohl auf, wenn auch etwas blass im Gesicht. Auch wenn Timm nicht viel Ahnung vom Reiten hat, in dieser Situation hat er alles richtig gemacht: Pferd und Reiter sind zum Glück ruhig geblieben. Wir wählen einen anderen Weg zurück und machen uns mit weichen Knien langsam in Richtung unserer Fahrräder auf, die uns schon bald wieder statt der Pferde durch Georgien “tragen werden.”











Bald müssen wir uns von unseren neuen Freunden verabschieden. Nicht die Köpfe hängen lassen!

Bald müssen wir uns von unseren neuen Freunden verabschieden. Nicht die Köpfe hängen lassen!


Bei Tageslicht wagen wir den Versuch, die Räder über die schmale Holzbrücke zu schieben!

Bei Tageslicht wagen wir den Versuch, die Räder über die schmale Holzbrücke zu schieben!

Unser dunkler Schatten

Wir übernachten mit dem Zelt in Marelisi, dem Ort, wo das Abenteuer anfing. Am nächsten Morgen verabschieden wir uns vom Borjomi-Kharagauli Nationalpark. Lassen mit einem traurigen Gefühl unsere vierbeinigen Freunde zurück. Und sind gleichzeitig froh, Sherwood-Forest zu verlassen und nun hoffentlich wieder unkontrolliert Reisen zu dürfen. Doch vor dem Zaun steht ein Wagen. Ein junger Mann schaut aus dem Autofenster in unsere Richtung. Ich sitze auf der Veranda und starre in genauso erbarmungslos an. Ich kann es nicht fassen, dass wir nun seit beinahe drei Tagen observiert werden. Als wir losfahren werfe ich ihm im vorbeirollen nur einen bösen Blick zu. Der Wagen rollt hinter uns her. Sehen können wir ihn nicht, aber das knatternde Geräusch eines nicht mehr ganz einwandfrei funktionierenden Motors ist unverkennbar. Wir warten hinter einer Kurve. Mir platzt der Kragen. Ich stelle mich mitten auf die Strasse und halte das Auto an: “WHAT IS YOUR PROBLEM?” schnaube ich wütend. Der junge Beamte schaut mich nur baff an und stammelt: “I´m Policeman!” Ach, das habe ich mir auch schon gedacht. Ich probiere es noch einmal mit: “We Tourist! Problem?” Eingeschüchtert sagt er nur: “No. Security!” Da eine Ergebniss-bringende Unterhaltung aussichtslos scheint, drehe ich um. Ich fühle mich definitiv nicht beschützt, sondern observiert, nahezu bedroht und in meiner Freiheit eingeschränkt. Der Wagen folgt uns noch den ganzen Tag – über 8 Stunden! Liebes Georgien, was hatte es damit auf sich?


KAPITEL 29: Zu Besuch im Garten Eden
WEST-GEORGIEN




Doppelte Identität

In dem Tunnel, durch den wir gerade fahren stauen sich die LKW. Ein Zeichen dafür, dass wir uns nun der georgischen Grenze nähern. Als wir das Tageslicht erblicken, stellen wir erschrocken fest, dass sich nicht nur die Fahrzeuge stauen. Eine riesige Menschentraube steht vor dem kleinen Kontrollhäußchen. Wir ordnen uns zwischen den Autos ein und kommen wider Erwarten schnell durch die Kontrolle. Wir befinden uns nun im sogenannten “Niemandsland”. Da Timms Bruder Jens uns unsere Zweit-Pässe aus Deutschland inklusive Aserbaidschanischem Visum mitgebracht hat, wollen wir diese auch gleich zum Einsatz bringen. Ich schaue mich um. Die Beamten nehmen keine Notiz von uns. Wie ein Geheimagent lasse ich meinen “alten” Pass unaufällig in der Tasche verschwinden und ziehe in einer Handbewegung den “neuen” Pass heraus. Ha! James Bond, das ich nicht lache! Wir fahren zur georgischen Grenze. Die Beamtin schaut uns irritiert an. “Wo ist denn der türkische Stempel?” Schlagfertig wie ein Geheimagent in jeder Situation sein muss, erzählen wir ihr, das Deutsche in der Türkei mit ihrem Personalausweis reisen können und zücken das kleine Kärtchen. Doch davon hat die Dame noch nie etwas gehört. Sie greift zum Telefonhörer. Verdammt wir sind aufgeflogen! Mit lässiger Miene warten wir auf ihre Entscheidung und schmieden insgeheim Fluchtpläne. Sie fordert uns auf zur türkischen Grenze zurückzukehren! Ich kann nicht glauben, was ich da höre! Wird uns nun tatsächlich die Einreise verweigert? “Bitte holen Sie sich dort den türkischen Stempel!” Achso! Aber das macht es auch nicht besser. Die türkischen Beamten sind schließlich auch nicht auf den Kopf gefallen. Timm fragt, ob wir wenigstens die Räder so lange hier stehen lassen können. Nun wird der Dame die Situation wohl zu Kompliziert. Sie stempelt unsere Pässe ab, drückt sie uns in die Hand und sagt: “Welcome to Georgia!”



Geschafft! Wir stehen auf der georgischen Seite! Im Hintergrund das imposante Grenzgebäude.

Geschafft! Wir stehen auf der georgischen Seite! Im Hintergrund das imposante Grenzgebäude.

Kontrast

Es ist schwülheiß. Eine tropische Pflanzenwelt hat sich so weit das Auge reicht alles erkämpft, was nicht mühevoll von den Menschenhand gepflegt wird. Dazwischen schimmern Häuser, rostige Zäune und verottende Autos in pastelligen Farben. Frauen in kurzen Röcken und korpulenten Hinterteilen stolzieren am Strassenrand. Wir schwitzen ohne uns zu bewegen. Ich werde das Gefühl nicht los, mich gerade in Kuba zu befinden und schaue mich nach einer “Havanna” Reklame um, entdecke stattdessen ein Plakat für Wodka, welches mich nach Georgien zurückholt.







Tropischer Dschungel

Tropischer Dschungel


Freilaufende Pferde entlang des Weges...

Freilaufende Pferde entlang des Weges...






Uns begegnen viele leerstehende Häuser...

Uns begegnen viele leerstehende Häuser...

Ich stehe am Strand inmitten “nackter” Menschen. Lediglich bekleidet mit knapper Bademode. Eine ungewohnte Freizügigkeit. Auch ich fühle mich nach türkischer “Verhüllung” in meinem Bikini ziemlich spärlich bekleidet. Müsste jetzt nicht eigentlich der Imam singen? Stattdessen dröhnt aus einem Auto laute Techno-Musik. Wohl die aktuellen Charts! Während ich das Fahrrad durch den Sand schiebe, trete ich beinahe in eine Spritze. Dicht daneben spielt ein kleines Mädchen im Sand. Welcome to Georgia!



Nackte Menschen!

Nackte Menschen!

Lieber Schutzengel!

Ich möchte mich auf diesem Wege zwischenzeitlich schon einmal ganz herzlich bedanken und hoffe, dass du mir auch weiterhin so schützend zur Seite stehst! Wie du sicher weißt, befinden wir uns gerade in Georgien. Der Verkehr ist ganz grauenhaft und ich fürchte oft um mein Leben! Auf zweispurigen Strassen, fahren vier Autos mit Tempo einhundert aneinander vorbei und es ist mir unbegreiflich, wie das ohne größere Blechschäden funktionieren kann. Zur Sicherheit und damit auch du wieder Kräfte sammeln kannst, werden wir die nächsten zwei Tage auf einem kleinen ruhigen Campingplatz verbringen.



Das hier auch mal mehr als fünf Leute in einem Auto sitzen gehört zur Normalität!

Das hier auch mal mehr als fünf Leute in einem Auto sitzen gehört zur Normalität!

Alte Bekannte

Eine wohlvertraute Stimme ruft “Hey Germans” von draußen. Das kann doch jetzt nicht…? Die Holländer! Da wir das flott-radelnde Pärchen bereits in Armenien vermuteten, sind wir wirklich überrascht! Nach einem gemeinsamen Frühstück radeln wir ein paar Kilometer zusammen: Wie immer bilden die Holländer die Vorhut und wir kriechen mit einigem Abstand hinterher. So sind wohl beide Parteien nicht zu traurig, als sich unsere Wege am Nachmittag wieder trennen. Dennoch war es schön, die Beiden erneut zu treffen, da sie zu lieben Weggefährten geworden sind.



Da sind sie wieder!

Da sind sie wieder!

Georgische Gastfreundschaft

Auch wenn wir heute noch nicht besonders weit gekommen sind, verspüren wir die Lust uns demnächst einen Schlafplatz zu suchen. Da kommen uns die vier freundlichen Jungs ganz gelegen. Neugierig begutachten sie unsere Räder und wir versuchen ihnen einmal wieder mit Händen und Füßen zu erklären, was wir machen und ob sie einen Ort kennen, wo wir unser Zelt aufschlagen dürfen. Kurzerhand nehmen sie uns mit und führen uns zu einem kleinen Haus mit angrenzender Wiese. Dort bekommen wir zuerst einmal Kaffee und Bier auf den Tisch gestellt. Obwohl wir uns mangels fehlender Russisch Kenntnisse unsererseits und fehlender Englischkenntnisse ihrerseits kaum verständigen können, entsteht so etwas wie eine rege Konversation. Wieder einmal kommt das kleine Bildwörterbuch erfolgreich zum Einsatz. Nachdem wir auch noch die für Georgien typischen Chinkali aufgetischt bekommen, bittet uns Gela bei ihm zu Hause zu übernachten.



Verständigung mithilfe von Hand und Fuß!

Verständigung mithilfe von Hand und Fuß!


Chinkali. Eine von vielen unserer georgiescher Leibspeisen.

Chinkali. Eine von vielen unserer georgiescher Leibspeisen.

Chinkali-Teigtaschen

Bei Chinkali handelt es sich um gefüllte Teigtaschen, die mit verschiedenen Füllungen angeboten werden. Je nach Region haben Chinkali unterschiedlich viele Falten. Das Essen der Taschen ist eine Kunst für sich: Sie werden von Hand gegessen. Dabei greift man zur Spitze der Teigtasche (georgisch kudi “Hut”), die kühler ist als der Inhalt. Man beißt etwas Teig ab und trinkt den Saft aus der Tasche, dann isst man den ganzen Rest. Weil die Spitze hart ist, wird sie nicht mitgegessen sondern zur Seite gelegt. Am Ende der Mahlzeit kann dann gezählt werden, wie viele Teigtaschen jeder Esser geschafft hat.



Wir werden zu Gela nach Hause eingeladen

Wir werden zu Gela nach Hause eingeladen


Auch die kleine Katze freut sich sehr über unseren Besuch: In Timm hat sie einen neuen Spielgefährten gefunden!

Auch die kleine Katze freut sich sehr über unseren Besuch: In Timm hat sie einen neuen Spielgefährten gefunden!


Ein Vorsatz für die Reise (oder fürs Leben) wird erfüllt: Timm darf schießen!

Ein Vorsatz für die Reise (oder fürs Leben) wird erfüllt: Timm darf schießen!


Wir werden verwöhnt mit Kaffee...

Wir werden verwöhnt mit Kaffee...


... und anderen Leckereien. Soviel, dass unser Magen sich schließlich sträubt noch mehr zu essen!

... und anderen Leckereien. Soviel, dass unser Magen sich schließlich sträubt noch mehr zu essen!


Vielen Dank für die herzliche Gastfreundschaft!

Vielen Dank für die herzliche Gastfreundschaft!


Nehmt ihr mich mit?

Nehmt ihr mich mit?

Zu Besuch im Garten Eden

Lorena: Fanatismus existiert nicht nur in muslimischen Ländern. Ich, die wenn überhaupt nur an Weihnachten die Kirche aufsucht, fühle mich im orthodoxen Georgien beinahe schon als Atheistin. In jedem Haus, das wir betreten, prangt uns ein Schrein mit heiligen Figuren entgegen und Jesus Poster dienen als Tapete.
Timm: Wir fühlten uns auf Grund der konservativen Haltung der Muslime in der Türkei manchmal unwohl. Dass wir uns aber unter Christen in Georgien teilweise noch unwohler fühlen, zeigt folgende Erfahrung: Ein Mann hat uns auf der Strasse angesprochen. Wir waren gerade auf der Suche nach einem Hotel, um am kommenden Tag unsere Webseite zu pflegen. Er bot uns an, gegen ein bisschen Entgeld bei ihm zu übernachten. Wir folgen ihm zu seinem Haus. Am Tag zuvor haben wir eine Polin getroffen, die sich bereits darüber beschwerte, wie erz konservativ die Georgier sind und das Polen dagegen schon fast heidnisch sei. Als wir vor dem Haus von Konstantin stehen bittet er uns höflich darum, möglichst nicht zusammen das Badezimmer aufzusuchen. Ich bin verwirrt. Könnte es sich eventuell um ein Missverständnis handeln? Ich frage nach. “We are christians, and you are not married. Thats why.” Lorena und ich antworten von der Türkei konditioniert, dass wir verheiratet seien. Ooops. Und schon sind wir beste Freunde. Stolz, wie es Georgier tun, zeigt uns Konstantin sein Haus. Doch damit ist die Führung noch lange nicht beendet. Wir betreten den “Garten Eden”. In der fruchtbaren Erde wachsen und gedeihen Tomaten, Kartoffeln, Erdbeeren, Sojabohnen. Kräuter sprießen in den Himmel und mächtige Bäume voller Früchte werfen spendenden Schatten. Küken hüpfen durch das Gras. Alles ist so perfekt. Als wir im Wohnzimmer stehen entdeckt Lorena das Klavier. “Can you play?” Konstantin: “No, not really. Let me try”. Mit offenen Mündern stehen wir da, als er in Lang Lang Manier das Klavier zum Singen bringt. Das Lied klingt großartig! Aber ich muss mir das Lachen ernsthaft verkneifen. Das klebrige Sahnehäubchen kommt (natürlich aus biologischer Milch und ohne Zucker), als er auch noch laut zu singen anfängt. Seine Mutter bittet zu Tisch, welcher reichlich mit georgischen Speisen gedeckt ist. Wir sind überwältigt von der Vielfalt der Gaben, die wie beim Abendmahl Bankett-ähnlich den Tisch füllen. Es gibt selbstgemachten Wein, selbstgemachten Saft, selbstgebrannten Schnaps und Wasser aus dem benachbarten Bach. Wir fühlen uns wie Adam und Eva. Unsere Sünde ist der Schwindel von der Heirat. In Georgien wird beim Anstossen mit Wein stets ein Tost ausgesprochen. Konstantin tostet auf Familie, Geliebte, Verstorbene, Kinder und ich warte darauf, dass er auf Katzen, Babys und Welpen anstossen möchte. Dass wir mit dem Essen so verköstigt werden, war nicht abgemacht und so sorgen wir uns darüber, was wir am Ende wohl zahlen müssen. Ich meine zu Lorena: “Ich könnte mir vorstellen, dass wir am Ende so viel zahlen sollen, was es uns Wert ist.” So ist es. Wir verlassen das Paradies und stehen glücklich mit unseren Rädern auf dem harten Asphalt der Welt ausserhalb des fruchtbaren Gartens.



Tischlein, deck dich!

Tischlein, deck dich!


Amen!

Amen!


Ein Bärenfell hängt achtungslos in der Garage...

Ein Bärenfell hängt achtungslos in der Garage...


Kann uns das Jemand vorlesen?

Kann uns das Jemand vorlesen?

Kurz-Besuch in Kutaisi



Kutaissi ist die zweitgrößte Stadt Georgiens und Hauptstadt der Region Imeretien. Sie hat 185.965 Einwohner (Volkszählung 2002) und dehnt sich über 60 km² aus. Sie liegt in der Kolchischen Tiefebene am Ufer des Rioni und ist das wirtschaftliche, industrielle und kulturelle Zentrum West-Georgiens.

Kutaissi ist die zweitgrößte Stadt Georgiens und Hauptstadt der Region Imeretien. Sie hat 185.965 Einwohner (Volkszählung 2002) und dehnt sich über 60 km² aus. Sie liegt in der Kolchischen Tiefebene am Ufer des Rioni und ist das wirtschaftliche, industrielle und kulturelle Zentrum West-Georgiens.






Auf dem Markt...

Auf dem Markt...










Das mittelalterliche Stadtbild ist noch heute sichtbar. Zu den Sehenswürdigkeiten zählt die Bagrati-Kathedrale, 1003 vom georgischen König Bagrat III. erbaut und vom türkischen Sultan 1696 gesprengt. Die Fassaden sind erhalten und wurden restauriert. Sie stehen heute auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes. Nahe der Kirche liegen die Ruinen der Stadtfestung und des Königspalastes. Doch mangels staatlicher Mittel sind verschiedene historische Sehenswürdigkeiten Kutaissis baufällig. Die Restaurierung erfolgt allerdings nicht so, wie die UNESCO sich das vorstellt, und überlegt sogar die Cathedrale von der Liste zu streichen!

Das mittelalterliche Stadtbild ist noch heute sichtbar. Zu den Sehenswürdigkeiten zählt die Bagrati-Kathedrale, 1003 vom georgischen König Bagrat III. erbaut und vom türkischen Sultan 1696 gesprengt. Die Fassaden sind erhalten und wurden restauriert. Sie stehen heute auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes. Nahe der Kirche liegen die Ruinen der Stadtfestung und des Königspalastes. Doch mangels staatlicher Mittel sind verschiedene historische Sehenswürdigkeiten Kutaissis baufällig. Die Restaurierung erfolgt allerdings nicht so, wie die UNESCO sich das vorstellt, und überlegt sogar die Cathedrale von der Liste zu streichen!














Der freundliche Rizo entdeckt uns auf dem Weg. Er spricht ein wenig Deutsch, da er Autos aus Deutschland nach Georgien importiert. Spontan hilft er uns dabei, eine georgische SIM-Karte zu organisieren. DANKE!

Der freundliche Rizo entdeckt uns auf dem Weg. Er spricht ein wenig Deutsch, da er Autos aus Deutschland nach Georgien importiert. Spontan hilft er uns dabei, eine georgische SIM-Karte zu organisieren. DANKE!


Während wir auf Rizo warten, bekommt Timm über eine Stunde die Lebensgeschichte der Dame auf Russisch erzählt. Wir verstehen zwar äußerst wenig, doch die Herzlichkeit mit der sie erzählt, ist es dennoch wert ihr gespannt zuzuhören.

Während wir auf Rizo warten, bekommt Timm über eine Stunde die Lebensgeschichte der Dame auf Russisch erzählt. Wir verstehen zwar äußerst wenig, doch die Herzlichkeit mit der sie erzählt, ist es dennoch wert ihr gespannt zuzuhören.

Kapitel 28: Gastbeitrag
TRABZON

Tag 7 (Abschied)

Jens: Ich sitze im Bus und habe mich gerade das zweite Mal in diesem Jahr von meinem Bruder verabschiedet. Wenn alles nach Plan läuft, dann war es für dieses Jahr gleichzeitig auch das letzte Mal. Der Abschied war notgedrungen kurz und schmerzlos, aber jetzt schnürrt sich mir die Kehle zu: verdammte Melancholie. So viel was noch hätte gesagt werden können… Es war herausfordernd, interessant, anstrengend, abwechslungsreich, spannend und ziemlich irre. Kurz: Es waren unvergleichliche Tage! Ich danke Euch dafür, passt auf Euch auf! Ich habe gerade eine Woche Türkei hinter mir, geografisch und inhaltlich fern ab von einem Alanya-All-Inclusive-Pauschalurlaub. Eine Woche, in der so viel passiert ist. Wenn ich gefragt werde wie es war, dann lautet die lapidare Antwort “Gut.”, denn ich weiß nicht wie ich all das Erlebte in einen Satz packen soll. Zwei Stunden dauert die Fahrt von Ardesen zurück zum Flughafen von Trabzon und die Stationen der gemeinsamen sieben Tage ziehen im Zeitraffer an mir vorbei.






Ein unausgesprochender Wunsch

Timm: Als uns unsere Eltern in Istanbul unter ominösen Vorwänden nach unserer Hoteladresse fragten, hofften wir insgeheim auf einen Überraschungsbesuch. Zum Einen, weil wir unsere Familie schon lange nicht mehr gesehen haben und zum Anderen, weil es schwierig ist das Erlebte für Andere begreifbar zu machen. Warum also nicht, anstatt über Skype, Telefon und Email, sich einfach persönlich ein Bild davon machen, wie es ist, mit dem Fahrrad nomadengleich zu Reisen. Aber wie ihr ja wisst, war anstatt der Familie ein Paket auf dem Weg zu uns. Umso glücklicher waren wir, als wir letzte Woche erfuhren, dass Jens (mein Bruder) mit dem Gedanken spielt, uns ein paar Tage durch die Türkei zu begleiten.







Ankunft

Timm: Lorena und ich fahren mit den unbepackten Rädern die zwei Kilometer von unserem Gästehaus zum Flughafen, welcher sich direkt am Meer zierlich in die Bucht von Trabzon drängt. Es fängt leicht an zu Nieseln, obwohl wir über uns keine Wolke entdecken können. Komisches Wetter. Wir suchen uns ein schönes Plätzchen, um den Flieger aus Frankfurt (bzw. Istanbul) landen zu sehen. Zwischen uns und der Landebahn befindet sich nur ein hüfthoher Zaun. Deshalb beschliessen wir, kräftig zu winken, in der Hoffnung mein Bruder wird uns aus dem Flieger sehen. Ein Wachposten kommt lachend aus seiner Kajüte und erklärt uns, dass dies nicht der Flieger ist auf den wir warten. Ups. Beim zweiten Flieger winken wir dann nur noch halb so euphorisch. Könnte ja der Falsche sein… Ist er aber nicht! Wir schieben die Räder zum Gate. Nervös warten wir auf einen ungebräunten, in Shorts gekleideten jungen Mann, der zwischen Kopftüchern und schnurrbärtigen Männern hervorstechen wird: Meinen Bruder Jens!
Ich freue mich riesig, als endlich die Schiebetür aufgeht und er mit einem überdimensionalen Paket vor uns steht. Seine erste Frage: “Wie zum Teufel können die hier bei der Hitze in langen Hosen rumlaufen?”






Tag 0 (Ankunft)

Jens: Als der riesige Karton über das Laufband der Gepäckausgabe auf mich zu kommt, fällt mir ein Stein vom Herzen. Das Fahrrad ist auch angekommen und hat die Reise augenscheinlich unbeschadet überstanden, ich hingegen bin todmüde. Vor dem kleinen Gebäude des Inlandflughafens stehen schon die zwei Weltenbummler mit Umarmungen bereit. Die schwüle Nachtluft ist erdrückend und die ungewohnten Temperaturen treiben mir auf dem Weg ins Gästehaus die ersten Schweißperlen auf die Stirn. Während einer kurzen Rast in einem Imbiss unterziehen wir meinem deutschen Magen direkt einem Härtetest: In Salat gewickeltes rohes Rinderfleisch. Die ganze Familie beobachtet interessiert die ungewöhnliche Kundschaft. Das EM-Spiel auf dem Fernsehgerät scheint vergessen. Angekommen in unserer Unterkunft wird mir bewußt, dass ich kein einziges Wort Türkisch spreche oder verstehe und mir Englisch oder Deutsch auch nicht weiterhelfen. Meine Kommunikation beschränkt sich also auf entschuldigendes Lächeln, Nicken und immer wieder richtet sich mein Blick hilfesuchend auf Lorena und Timm, die dem Radebrechen mit ihrem Vokabular einen Sinn zu geben scheinen. Statt des Kinderbetts im Pärchenzimmer wird mir die “Präsidentensuite” zugewiesen, aber hier ist so viel neu für mich, dass für ein “Warum” in meinem Kopf kaum Platz ist. (Im Gegensatz zu Timm: “Boah! Warum haben wir denn nicht DAS Zimmer bekommen?”)






Unser Guesthouse in Trabzon...

Unser Guesthouse in Trabzon...

Tag 1 (Sümela)

Jens: Am nächsten Morgen bekommen wir trotz Protest ein “türkisches Frühstück” serviert, Weißbrot, schwarze Oliven, Käse, Tomaten, Gurken und den obligatorischen Tee. Als ich auf die Terrasse trete, wird mir im Licht der bereits unbarmherzigen Morgensonne die fantastische Lage des Anwesens bewusst: Das Haus thront auf einem Steilhang 20 Meter über dem Meer, kleine Wege winden sich durch den Garten abwärts, überbordende Vegetation und schroffes Gestein kämpfen um die beste Aussicht. Wir beschließen, eine weitere Nacht in einem normalen Bett zu verbringen, denn die Website braucht etwas Zuwendung, ich brauche türkische Lire und es müssen noch einige Dinge in der Stadt besorgt werden. Aber der erste Programmpunkt ist “Sümela”. Das alte orthodoxe Kloster presst sich in 1200 Metern Höhe an die vertikale Felswand. Eingerahmt wird das Ganze von einer subtropisch anmutenden Umgebung, was die Besichtigung selbst für einen Kulturbanausen wie mich interessant macht. Dabei gerät völlig zur Nebensache, dass Baumwollhemd und Synthetikhose seit Stunden gleichermaßen an meinem 40°-Körper kleben. Nachdem der Kleinbus seine Insassen wider Erwarten lebend in Trabzon ausspuckt, geht es zum Shopping. Edding und Klebeband stehen u.a. auf der Liste. Letzteres finden wir nach 30 Minuten in einem Rohbau-ähnlichen Kleinstladen, in dem es nach verwesendem Hund riecht. Die Gralssuche nach dem Edding geben wir zugunsten von Haselnüssen und getrockneten Früchten auf. Zurück im Basislager nehmen wir ein Bad im Schwarzen Meer, Premiere! Dank Timms professionellen Kochkünsten gelingt ihm und mir eine Bolognesesauce mit 800g Tomatenmark. Ich hoffe du weißt jetzt, was du an Lorenas Essen hast ;)





Das Sumela-Kloster ist ein ehemals griechisch-orthodoxes Kloster aus byzantinischer Zeit in der Nordosttürkei in der Nähe von Trabzon. Der Name stammt vom griechischen Melas (Schwarz), nach dem Namen des Berges, auf dem das Kloster steht.

Das Sumela-Kloster ist ein ehemals griechisch-orthodoxes Kloster aus byzantinischer Zeit in der Nordosttürkei in der Nähe von Trabzon. Der Name stammt vom griechischen Melas (Schwarz), nach dem Namen des Berges, auf dem das Kloster steht.


Das Kloster liegt 45 km südlich von Trabzon im Altindere-Nationalpark im Zigana-Gebirge in 1071 m Höhe. Es ist etwa 270 Meter oberhalb einer Schlucht in den Fels gehauen und gebaut.

Das Kloster liegt 45 km südlich von Trabzon im Altindere-Nationalpark im Zigana-Gebirge in 1071 m Höhe. Es ist etwa 270 Meter oberhalb einer Schlucht in den Fels gehauen und gebaut.


Das Schwarze Meer ist nun warm genug zum Baden! Und das Wetter sowieso...

Das Schwarze Meer ist nun warm genug zum Baden! Und das Wetter sowieso...

Tag 2 (Tünel)

Jens: Es sieht stark nach Regen aus, also bestes Fahrradwetter. Irgendwie dachte ich, das mit dem Packen ginge schneller. Als wir endlich losrollen ist es um die Mittagszeit. Der für uns vorgesehene Standstreifen der beidseitig dreispurigen Autobahn erinnert nur wenig an mir bekannte Fahrradwege und in meinem Bauch macht sich Unbehagen ob der kommenden Tage breit. Auf hunderten Kilometern vergewaltigt ein betongewordener ADAC-Feuchttraum die Schwarzmeerküste. In dem befahrenen Streckenabschnitt ist die natürliche Küste zu 95% vernichtet. Die künstliche Symmetrie der Wellenbrecher und schnurgeraden Aufschüttungen aus riesigen Steinklötzen macht eine Nutzung jenseits von Hochseeangeln und Autofahren unmöglich. Wir sind hier eindeutig eine Randerscheinung. Jeder zweite LKW läßt im Vorbeifahren seine Schiffshorn-artige Hupe ertönen, die Intention dahinter bleibt oft unklar. Es ist in jedem Fall unangenehm. Eine besondere psychische und fahrtechnische Herausforderung sind die immer wiederkehrenden Tunnel. Auf einem schmalen Wartungssteig rollen wir im Schneckentempo an die Wand gepresst über wacklige Betonplatten und versuchen den im Boden verankerten Stahldrähten auszuweichen und die Luftverwirbelungen der großen Transporter auszugleichen. Einzig angemessene Reaktion: Galgenhumor. Neben Gastank und Toilette einer Tankstelle bietet man uns zum Glück einen Schlafplatz an. Als wir gerade auf dem steinigen Erdboden unsere Zelte ausbreiten, kommt in Form von “Hello, my friend!” und Halbglatze der Stimmungskiller des Tages auf uns zu. Wir könnten hier dann leider doch nicht übernachten, zu gefährlich, sagt er, während er neben dem Warnschild beiläufig seine Zigarette entsorgt. Ich verwerfe Mord im Affekt zu Gunsten von stillem Hass, während wir schnell unser Gepäck verstauen, es fängt auch noch zu Regnen an. Eine halbe Stunde später entdecken wir in der Dämmerung hinter einigen Büschen ein Stück Kiesstrand, 6 Meter neben der Autobahn. Ohne LKW, Autos, Müll und Regen wäre dieser Schlafplatz das reinste Idyll. Wir finden zwischen dem “Treibgut” ein paar halbtrockene Styroporstücke, die uns beim Abendessen unter der Plastikplane als Stuhl dienen. Lustig ist das Zigeunerleben…!





Wir fühlen uns wie in einem Indiana Jones Computerspiel. Wir fahren auf einem kleinen Steg aus aneinandergreiten Steinen. Ständig tauchen Hindernisse auf, denen wir ausweichen müssen, wie in unseren Weg ragende Notfalltelefone, marrode oder als Sprungschanze hochragende Steinplatten und von hinten mit grollendem Geräusch heranrasende LKW.

Wir fühlen uns wie in einem Indiana Jones Computerspiel. Wir fahren auf einem kleinen Steg aus aneinandergreiten Steinen. Ständig tauchen Hindernisse auf, denen wir ausweichen müssen, wie in unseren Weg ragende Notfalltelefone, marrode oder als Sprungschanze hochragende Steinplatten und von hinten mit grollendem Geräusch heranrasende LKW.


Geschafft!

Geschafft!


Für uns ein alltägliches Bild - Für Jens eine neue Welt

Für uns ein alltägliches Bild - Für Jens eine neue Welt


Eine Sache des Blickwinkels: Von dieser Seite aus, wirkt der Strand beinahe idyllisch...

Eine Sache des Blickwinkels: Von dieser Seite aus, wirkt der Strand beinahe idyllisch...


Auch am nächsten Morgen lässt der Regen nicht nach. Wie kommt all das Wasser in die Wolken?

Auch am nächsten Morgen lässt der Regen nicht nach. Wie kommt all das Wasser in die Wolken?


Doch der Regen kann uns nichts anhaben...

Doch der Regen kann uns nichts anhaben...


Da hört der Weg einfach auf!

Da hört der Weg einfach auf!


Türkisches Workout

Türkisches Workout

Tag 3 (Autobahn)

Jens: Es hat fast die ganze Nacht durchgeregnet und der kleine See in meinem 15-Euro-Discounter-Zelt bekommt stetig Nachschub aus der Naht am Fußende. Die vorbeirasenden Fahrzeuge, der Regen und die Wellen machen eine normale Kommunikation unmöglich, und so einigen wir uns stillschweigend, in unseren Zelten liegend darauf, das Frühstück hinauszuzögern. Unsere Regenjacken sind heute ständiger Begleiter. Das Gute an dem Wetter sind jedoch angenehme Temperaturen, die mir das Fahren deutlich erleichtern. Autos ziehen vorbei, Tunnel ziehen vorbei, ein eher ereignisloser Tag zieht an uns vorbei. Was gestern für mich noch Wahnsinn war, ist heute Tagesgeschäft. Einzig die Schlafplatzsuche sollte sich in dieser Gegend wieder als schwierig erweisen. Zu unserer Rechten wechseln sich Steilhänge, unbegehbares Dickicht und die typischen 90%-Rohbauten ab. Zu unserer Linken: Autobahn, 1-Meter Betonmauer und künstliche Steinküste, wobei wir diese und das Meer von unserer Position meist kaum sehen können. Während wir bereits seit ca. einer Stunde die Augen nach einer Zeltmöglichkeit offen halten, kommen wir plötzlich an einer Ausbuchtung des Steilhangs vorbei. In diesen natürlichen Steinkessel ergießt sich ein Wasserfall in saftiges Grün, und ein schmaler, matschiger Trampelpfad lockt uns direkt hinter der Leitplanke hinein in diesen versteckten Dschungel. Obwohl wir aufgrund der allesumfassenden Feuchtigkeit zunächst Bedenken haben, entpuppt sich der Ort als wahres Juwel. Spätestens als ich gesättigt und gebadet in meinem Schlafsack liege und mikroskopische Tropfen des rauschenden Wasserfalls mein Gesicht berühren, weiß ich, dass es die richtige Entscheidung war.





An der verbauten Küste findet sich schließlich doch noch ein recht feuchtes, aber dafür paradisisches Plätzchen

An der verbauten Küste findet sich schließlich doch noch ein recht feuchtes, aber dafür paradisisches Plätzchen






Jede Menge fließendes Wasser um die Kleidung, das Geschirr und anschließend sich selbst zu waschen!

Jede Menge fließendes Wasser um die Kleidung, das Geschirr und anschließend sich selbst zu waschen!

Tag 4 (Weggabelungen)

Jens: Da Lorena und Timm mir noch mehr zeigen möchten als türkische Schnellstraßen, soll es heute in die Berge Richtung Kaçkar Nationalpark gehen. Wir quälen uns parallel zum Fluss langsam bergauf, Hitze und Autos die uns in den Kurven überholen treiben mich zur Weißglut. Als wir Çamlihemsin erreichen, bin ich froh, dass wir uns bereits nach einem Schlafplatz umsehen. Aber so einer ist mal wieder nicht in Sicht, denn das schmale Tal schlängelt sich durch ständig höher werdende Berge, das Leben findet hier in der Vertikalen statt: Tee und Haselnüsse, Häuser auf Stelzen, Seilzüge die irgendwo im Grünen verschwinden und Mensch und Material transportieren. Das einzige Hotel im Ort passt nicht in unser Budget und die Weggabelung nach dem Ortsausgang wird zur Zerreißprobe. Die Münze soll entscheiden, was unausgesprochen schon feststeht, der Weg nach rechts wirkt attraktiver. Gerade als wir losfahren wollen, entscheidet Timm sich dazu, doch noch “kurz” den anderen Weg einzuschlagen, man weiß ja nie was einen hinter der nächsten Kurve erwartet. Nach einer gefühlten Ewigkeit taucht er wieder auf: Keine 200 Meter von hier befindet sich ein kleiner Campingplatz im Aufbau, zwei Zelte und Kletterausrüstung konnte er entdecken! An den felsigen Boden muss die Wirbelsäule sich zwar erst noch anpassen, aber wir bekommen hier für wenig Geld eine Toilette und freundliche, unterhaltsame Gastgeber, was will man mehr?





Endlich Natur!

Endlich Natur!






Campingplatz am wilden Fluss

Campingplatz am wilden Fluss






Jens schläft im Ein-Mann-Zelt

Jens schläft im Ein-Mann-Zelt



Unterwegs mit zwei Wagenknechts

Lorena: Es ist toll, dass wir für ein paar Tage Unterstützung für unser Zweier-Team erhalten haben! Besonders Nachts fühlt man sich mit zwei starken Männern an der Seite noch sicherer! Mit zwei Männern unterwegs zu sein, kann aber auch teilweise etwas anstrengend sein – besonders mit zwei Brüdern – da sie eben wie Männer denken (aber das ist ja ein altbekanntes Problem zwischen Männchen und Weibchen), in manchen Punkten andere Ansichten teilen und es für mich dann nicht immer ganz so einfach ist Gehör zu finden. Also Mädels, wer auch immer von euch mich für ein paar Tage unterstützen will ist hiermit jederzeit herzlich eingeladen mitzuradeln!!!





Timm versucht sich beim Angeln...

Timm versucht sich beim Angeln...


Vielen Dank für die nette Unterkunft!

Vielen Dank für die nette Unterkunft!

Tag 5 (Almtourismus)

Jens: Heute findet in Ayder, dem Drehkreuz des Nationalparks, ein großes Fest statt. Trotz des regen Zulaufs lassen wir uns nicht von unserer geplanten Wanderung abbringen. Timm streckt am Staßenrand seinen Daumen raus und der erste Pick-Up nimmt uns mit nach oben. Nach einem 15-Minuten-Ritt stehen wir verblüfft in der überlaufenen Touristenhochburg, das hatten wir uns irgendwie anders vorgestellt. In der kommenden halben Stunde müssen wir noch einige Nerven und Schweiß lassen, bis wir einen versteckten Bergpfad finden der uns aus diesem Tumult befreit. Einsamkeit, Ausblick und Landschaft waren die Qualen wert. Timm kann sich damit aber noch nicht zufrieden geben: Was am Meer die Delphine waren, sind in den Bergen die Bären. Und so würde er am liebsten immer “noch ein kleines Stück weiter”. Ich muss ihn widerwillig bremsen, auch mich ruft der Berg, aber Knie, Sonne, Proviant und Zeitplan ringen die Sehnsucht nieder. “Nächstes Jahr!”, bleibt zum Trost.





Per Anhalter auf der Ladefläche des Pickup auf den Berg...

Per Anhalter auf der Ladefläche des Pickup auf den Berg...


Fotograf in Action!

Fotograf in Action!


Uns erwartet der pure Tourismus...

Uns erwartet der pure Tourismus...


Es ist Sonntag und Picknick Time in der Türkei

Es ist Sonntag und Picknick Time in der Türkei


Hoch in die Berge. Weg vom Tourismus.

Hoch in die Berge. Weg vom Tourismus.


Wo ist denn jetzt der Weg?

Wo ist denn jetzt der Weg?


Vielleicht hier?

Vielleicht hier?


Oder hier?

Oder hier?


Hah!

Hah!

Tag 6 (Zilkale-Zyankali)

Jens: Der gestrige Tag hat meinem Sattel-geschädigten Gesäß eine Ruhepause verschafft. Heute wollen wir die Burg Zilkale mit dem Rad besuchen, auch ohne Gepäck eine Herausforderung: Es ist noch vor Mittag, aber die Sonne ist gefühlte 50° heiß, und der Steinkolloss laut GPS auf 1300 Höhenmetern gelegen. Wir philosophieren am Straßenrand gerade über die Ursache eines Schleifgeräuschs aus Lorenas Bremsanlage, da hält ein klappriger Kombi vor uns an. Ein kleiner, alter Mann grüßt freundlich und lädt uns in feinem Englisch auf einen Tee ein, sein Hotel liege sowieso auf dem Weg. Wenig später sitzen wir über dem tosenden Gebirgsbach auf seiner Terrasse, die an eine afrikanische Lodge erinnert, und kommen aus dem Staunen nicht mehr raus. Der Mann ist ein richtiger Weltenbummler, spricht fließend Englisch und Französisch, hat die aktuelle Ausgabe des SPIEGEL ausliegen und ist der Besitzer eines Kleinods mitten im Niemandsland. (Der lesenswerte ZEIT-Artikel, der eingerahmt im Speisesaal hängt, ist auch online nachzulesen. Link!) Nach der Begegnung denken sich drei Menschen: “Wir hätten vorgestern gleich rechts abbiegen sollen.” Pünktlich zur Mittagshitze kriechen wir die Serpentinen zur Burg hoch, flüchten uns in spärliche Schattenflecken und überlegen ernsthaft ob wir einfach erzählen sollten, dass wir dort waren. Der schleimige Film aus Sonnenmilch, Blut und Wasser ist garantiert noch nach Jahren auf dem Kopfsteinpflaster zu sehen. Ausgerechnet an der Stelle, auf die wir uns letztlich als Umkehrpunkt geeinigt haben, können wir das Bollwerk entdecken, es befindet sich schräg unter uns: Bei aller Liebe, das Teleobjektiv muss reichen! Den restlichen Tag geht es abwärts, die Jungs vom Camp sind verabschiedet, der gesamte Hausrat verschnürt und beim gemütlichen Cruisen gen Normal Null kann ich mich entspannt von der mystischen Landschaft verabschieden. Zurück in der semi-urbanen Realität von Ardesen bekomme ich endlich die versprochenen Köfte und Künefe. Tesekkür ederim!





Traumhafte Landschaft...

Traumhafte Landschaft...


Alte, steinerne Brücken aus dem 17.Jhd...

Alte, steinerne Brücken aus dem 17.Jhd...


Britischer Akzent und britisch angehauchter Einrichtungsstil...

Britischer Akzent und britisch angehauchter Einrichtungsstil...


Der auf den ersten Blick schrullige Mann spricht neben Türkisch und Französisch auch perfektes Englisch mit britischem Akzent und scheint eine interessante Lebensgeschichte zu haben...

Der auf den ersten Blick schrullige Mann spricht neben Türkisch und Französisch auch perfektes Englisch mit britischem Akzent und scheint eine interessante Lebensgeschichte zu haben...


Noch eine alte Brücke...

Noch eine alte Brücke...





Da waren es nur noch Zwei

Lorena und Timm: Rund 100 Tage Leben als Fahrradnomade ist schon eine lange Zeit, in der man sich an Einiges gewöhnt, viel Erlebt, eine Offenheit entwickelt und sich so schnell nicht mehr aus der Ruhe bringen lässt. So können wir kaum nachvollziehen, dass es für Jens ein “Sprung ins kalte Wasser war”. Eine neue Kultur und Mentalität, andere Temperaturen, eine neue Sprache, anderes Essen. Wir verleihen dir hiermit die Auszeichnung für den tapfersten Mitfahrer, den wir je hatten! Du hast die 7 Tage mit Bravur bestanden! Gefährliche Tunneldurchfahrten gemeistert, verschiedene Klimazonen durchlebt, steile Berge bei glühender Hitze bezwungen, in wilden Fluten gebadet, die Schlafplatzsuche überstanden, dein Magen fremdes Essen erfolgreich verdaut und vor allem Abwechslung in unserer Alltag gebracht! Es war schön, dass du da warst!!!






KAPITEL 27: ÇAY UND MEE(H)R
TÜRKEI - BLACK SEA

Zurück an der Küste. Der traumhafte Schlafplatz macht Lust auf meer...

Zurück an der Küste. Der traumhafte Schlafplatz macht Lust auf meer...


Kitschig aber schön: Sonnenuntergang

Kitschig aber schön: Sonnenuntergang

Çay und Mehr

Wort des Jahres: Schlafplatzsuche! Treue Leser unserer Berichte werden uns wohl zustimmen. Die Schlafplatzsuche ist ein immer wieder auftauchendes Thema und auch heute müssen wir mal wieder etwas länger darauf eingehen: Timm kommt zu dem Entschluss, dass die Türken zwar überaus freundlich sind und einen wahnsinnig oft zum Tee einladen, bedauert jedoch, dass die Einladungen meist nicht darüber hinaus gehen und man so nur schwer einen Einblick in die türkische Kultur bekommt. Ich weiß nicht, wen er genau damit provoziert hat. Aber Irgendwer fühlt sich aufgrund dieser Aussage in der türkischen Ehre angegriffen und herausgefordert.



Timm testet den Liegekomfort der Wiese. Passt!

Timm testet den Liegekomfort der Wiese. Passt!


Schlafplatz am Meer: die Zweite.

Schlafplatz am Meer: die Zweite.

Der Weg ist das Ziel

Zumindest meistens. Heute jedoch ist unser Ziel nicht der Weg, sondern ein Schlafplatz. Schon seit Kilometern fahren wir entlang der verbauten Küste. Jedes Haus ist mindestens vierstöckig, wovon aber nur ein Stock bewohnt ist. Unverputzt reiht sich so Haus an Haus die komplette Küste entlang. Je nach Bevölkerungsdichte gibt es mal mehr und mal weniger Moscheen. Das 20 Uhr Gebet der Imame hören wir meistens zum Abendessen. Doch nun befinden wir uns immer noch auf dem Fahrrad, die Sonne ist gerade untergegangen und das Gebet hallt von allen Seiten. Es ist soweit. Wir haben die Schnauze voll. Es lässt sich einfach kein unbewohnter Platz finden. Wir müssen Jemanden fragen. Im Dunkeln halten wir vor einem kleinen, alten Haus an. Ich frage den Hausherren, welcher gerade seine Arbeitskleidung abgelegt hat und nun in Unterhose vor mir steht, ob es möglich wäre in dem Garten nebenan zu Zelten. Er spricht kein Englisch, aber deutet mir an, dass es nicht sein Grundstück ist, sondern das seines Nachbarn. Ein kurzes Telefonat klärt das Problem. Der Nachbar ist einverstanden.



Kleine toughe Frau!

Kleine toughe Frau!

Wir haben gerade unser Zelt aufgebaut, als eine Person das Gelände betritt. Mit einer großzügigen Geste deutet der Mann, welcher nicht viel älter ist als wir, uns an, dass dies sein Land sei. Erneut fragen wir um Erlaubnis und sind dankbar, als er freundlich nickt. So stehen wir zusammen im Dunkeln vor unserem Zelt. Neben uns in Mamor gefasste Familiengräber. Leider können wir uns auf Grund der Sprachbarriere nicht großartig unterhalten. Sein klingelndes Handy bricht das Schweigen. An der anderen Leitung ist sein Cousin aus Deutschland. Er spielt für den Rest des Abends den Dollmetscher. Bayram, so heisst der Mann, der uns gegenübersteht, möchte uns zu sich und seinen Eltern zum Abendessen einladen. Wir freuen uns riesig, da ich ja erst ein paar Stunden zuvor bedauert hatte, dass wir außer Cay-Bekanntschaften keinen tieferen Einblick in die türkische Kultur bekommen konnten.


Wir steigen in seinen 35 jahre alten Citroen (welcher das selbe Alter hat wie er) und fahren damit die 50 Meter zu seinem vierstöckigen Haus wovon, … (Na? Wer errät es? Richtig!) …nur ein Stockwerk bewohnt ist. Der Vater von Bayram ist groß, kräftig, mit tiefer rauchiger Stimme. Sehr zurückhaltend fast schon muffelig. Die Mutter ist klein, zierlich und unglaublich herzlich. Liebevoll bezieht sie Lorena mit in die Zubereitung des Abendessens ein.
Ich sitze stillschweigend neben dem Vater im Wohnzimmer und darf mich durch das türkische TV-Programm zappen, während dieser einen Pillencocktail für seine Diabetiserkrankung zubereitet. Die Wohnung ist schwül mit orientalischen Teppichen ausgelegt und die Energiesparlampen beleuchten mit krellkühlem Licht ein Bild des Großvaters, das verloren an der großen Wand hängt.



Türkische Gastfreundlichkeit: Nicht nur Cay, sondern alles, was der hauseigene Garten zu bieten hat, steht auf dem reichlich gedeckten Tisch! Wow! Vielen, vielen Dank!!!

Türkische Gastfreundlichkeit: Nicht nur Cay, sondern alles, was der hauseigene Garten zu bieten hat, steht auf dem reichlich gedeckten Tisch! Wow! Vielen, vielen Dank!!!

Zum Essen gesellt sich Bayram wieder zu uns und erklärt mit Dollmetscher über das Handy begeistert die Gerichte, welche zahlreich auf dem kleinen Tisch stehen. Wir sind glücklich eine so tolle Familie gefunden zu haben. Und wieder einmal sind die Strapazen von der vorherigen Schlafplatzsuche vergessen. Die Mutter (“Anne” in türkisch) schenkt Lorena ein handbesticktes Kopftuch und zeigt ihr, wie man es bindet. Wir sind baff von der kleinen Powerfrau, welche scheinbar den kompletten Laden schmeisst. Vom Sticken, über Melken, bis hin zum Brotbacken und Ernten scheint diese Frau trotz ihres fortgeschrittenen Alters einfach Alles zu machen.



Ob ich das so richtig mache?

Ob ich das so richtig mache?


Verwandlung...

Verwandlung...

Bei so viel Gastfreundschaft fühlt man sich schon fast unwohl und so beschliessen wir am nächsten Morgen heimlich im Zelt zu frühstücken, bevor wir uns von der Familie verabschieden. Doch der Plan geht nach hinten los. Die Familie ist fast schon beleidigt, als wir die Einladung zum Frühstück ablehnen wollen. Und so sitzen wir mit bereits vollem Magen und nicht mal eine Stunde später beim zweiten Frühstück. Es gibt selbstgemachte Marmelade, selbstgebackenes Brot, Eier von den eigenen Hühnern und selbstgemachten Feta aus der Milch von den eigenen Kühen. Eigentlich wollten wir heute früh los, da wir bis zum 03. Juni in Samsun sein müssen. (Warum? Das erfahrt ihr im nächsten Bericht!) Doch jetzt ist es bereits 12 Uhr, als wir unsere überschweren Räder wie einen Bob anschieben, um uns dann mehr oder weniger elegant auf das langsam schnellerwerdende Gefährt zu schwingen.



Wir dürfen einen Blick in den Kuhstall werfen...

Wir dürfen einen Blick in den Kuhstall werfen...










Wir haben unser Zelt zusammen gepackt. Jetzt dürfen die Kühe wieder auf die Weide...

Wir haben unser Zelt zusammen gepackt. Jetzt dürfen die Kühe wieder auf die Weide...


Großes Haus, kleine Frau

Großes Haus, kleine Frau

Flache Küste? Was ist denn dann Holland?

Die Türkei ist deprimierend: Immer wenn wir mit viel Mühe – teilweise auch etwas Not – aber vor Allem viel Schweiß einen Berg erklommen haben, geht es direkt wieder hinunter. Was soweit ja erst einmal etwas Schönes ist. Doch nach verhältnismäßig kurzer Abfahrt geht es wieder für ein vielfaches der Zeit hinauf. Hier stellen wir doch fest, dass wir keine passionierten Radfahrer sind und uns doch des Öfteren wünschen unsere Räder würden einen kleinen Hilfs-Motor besitzen! Prompt treffen wir auf eine Dreiköpfige Motorradgang aus Deutschland. Die Jungs sind unterwegs zum Pamir Highway. Sie bestätigen zwar, dass man um einiges schneller unterwegs ist, aber man dafür auch vieles verpasst, die das Auge so schnell nicht erfassen kann. Und auch die Menschen, denen man begegnet rufen selten einem “vorbeirasenden” Motorradfahrer zu: “Hey, Lust auf eine Tasse Tee?”



Neben den Motorrädern wirken unsere beladenen Räder nahezu zierlich. 55 Kg vs. 400 Kg

Neben den Motorrädern wirken unsere beladenen Räder nahezu zierlich. 55 Kg vs. 400 Kg


Gute Reise!

Gute Reise!


Wir finden ein schattiges Plätzchen am Schwarzen Meer...

Wir finden ein schattiges Plätzchen am Schwarzen Meer...


Viel erkennt man nicht: Aber es sind Delphine!

Viel erkennt man nicht: Aber es sind Delphine!

Tödliche Wildschweine

Unser heutiger Schlafplatz liegt auf einem Hügel vor Bafra mit Blick auf die Stadt, die an einem großen Flußdelta liegt. Auf einer kleinen Wiese – umgeben von buschigem Wald, aus dem nicht unweit eine Betonruine ragt – bauen wir unser Zelt auf und kochen unsere Nudeln. Hier und da liegen Bierdosen, die mich aber nicht sonderlich stören. Lorenas weibliche Intuition sagt jedoch, dass dieser Schlafplatz irgendwie nicht so der Brüller ist. Unser Zelt ist von einem Feldweg zu gut einsehbar. Ich aber denke mir, dass heute Nacht wohl kaum noch Jemand vorbeikommen wird. Nicht einmal fünf Minuten später rollt ein weißer Combi auf dem Feldweg an uns vorbei. Die Scheinwerfer treffen auf das Zelt. Ich winke. Das Auto hupt und rollt weiter Richtung des Betonkomplex. Was zum Teufel will ein Auto so spät noch mitten im Wald? Kurze Zeit später kommt es zurück. Zwei Männer steigen aus. Ich gehe auf sie zu. Sie sind ernst, aber nicht unhöflich. Mit Handzeichen versuchen sie mir zu erklären, dass in dem Wald Irgendetwas ist, dass Lorena und mich heute Nacht “umbringen” wird. (Handzeichen: Kehle durchschneiden) Ich bin etwas verwirrt, hole das Icoon (Bildwörterbuch) und zeige fragend auf einen Bären. Die Männer schauen in das Buch und zeigen auf “Wildschwein”. Hmm Ok. Ich glaube nicht, dass ein Wildschwein unser Zelt angreifen wird. Ich deute den Männern an, dass wir trotzdem bleiben und bedanke mich für ihre Warnung. Ich gehe zurück zum Zelt. Das Auto fährt nicht weiter. Die Männer steigen erneut aus. Sie versuchen uns mithilfe von Bierflaschen deutlich zu machen, dass wohl betrunkene Kriminelle hier Nachts ihr Unwesen treiben. Sie zeigen auf Lorena und schiessen, als würden sie Pistolen halten. Dann fahren sie endlich davon. Ich gehe zurück zum Zelt. Wir sind etwas irritiert, besprechen uns und kommen zu dem Schluss, dass es nicht die Warnungen sind, die uns nervös machen, sondern uns die Männer äußerst suspekt erscheinen. Ziemlich angesäuert packen wir im Dunkeln und bei beginnendem Regen unser Zelt notdürftig wieder auf das Fahrrad. Wir beschließen nach Bafra hinein zu fahren. Gerade als wir den Feldweg wieder Richtung Highway abbiegen wollen, kommt uns erneut ein Auto entgegen. Lorena läuft mit ihrem Fahrrad hinter ein Stromhäuschen. Ich habe nicht schnell genug reagiert und stehe nun im Scheinwerferlicht des Autos.


Lorena:Ich lauere hinter dem Häuschen und beobachte wie das Auto immer näher auf Timm zukommt. Was mache ich denn jetzt, wenn die ihn verprügeln oder so?

Timm: Das Auto fährt an mir vorbei. Nach 10 Metern hält es an und setzt zum Wenden an. Als es Quer zum Weg steht gehen Motor und Licht aus. Jetzt werde ich ziemlich nervös. Ich denke an die Warnung mit der Pistole. Ich stelle mich seitlich zu dem Auto um kein zu breites Ziel zu geben. Nichts passiert. Oh man, bin ich ein Hosenscheisser. Lorena kommt aus ihrem Versteck und wir beeilen uns zurück auf die Schnellstraße zu kommen. Als wir den Hügel in der warmen Sommernacht hinunter Rollen und sich mein Adrenalinpegel langsam wieder senkt, kann ich den Moment fast schon wieder genießen. Lorena und ich grinsen uns an wärend wir den Lichtern der Stadt näher kommen.






Die Vier von der Tankstelle

Die erste Tankstelle, die wir dank greller Beleuchtung auch in der Dunkelheit finden, hat eine kleine Rasenfläche, wo wir unser Zelt aufschlagen dürfen. Ein paar Junge Leute kommen auf uns zu. Nicht schon wieder, denke ich. Doch die Männer sind sehr freundlich und laden uns passenderweise mit den Worten: “Welcome to Bafra” auf einen Cay ein. Dieser Satz wird sich wohl in unser Gedächtnis einprägen! Auch wenn wir nach dem Erlebten lieber ein Bier oder einen Schnaps gehabt hätten, sind wir froh uns wieder unter normalen und freundlichen Leuten zu befinden. Der Abend wird lang, und obwohl die Herren kaum bis kein Englisch sprechen, unterhalten wir uns angeregt mit Händen und Füßen.
Am nächsten Morgen brechen wir früh auf, denn – wie gesagt – müssen wir bis zum 03.Juni in Samsun sein! Doch auch diesmal ist ein schnelles Vorwärtskommen nur bedingt möglich! Gerade als wir Bafra verlassen wollen, lädt uns erneut eine Tankstellen Clique zum Cay ein. Wir sind glücklich, dass der Besitzer fließend Englisch spricht und vergessen dabei die Zeit. Wir reden über Alltägliches und über Politik. Darüber, dass viele Türken gar nicht mehr der EU beitreten wollen, weil die Türkei mittlerweile zu einem reichen Land herangewachsen ist. Oder darüber, dass Atatürk, der Vater der Türkei, die Revolution aus der Stadt Samsun ins Rollen gebracht hat. Und Und Und. Dann lädt er uns noch zu türkischem Omlet und einer landestypischen Suppe ein. Wir möchten am liebsten bleiben, denn die Tankstellen in Bafra sind besonders herzlich und verwöhnen uns mit vielen Leckereien.



Danke für die Verpflegung!

Danke für die Verpflegung!

Man soll nicht auf zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzen…

Wir sind gerade einmal 5 Km gefahren, als ein Auto vor uns hält. Ein Mann mit seiner Frau und zwei Kindern steigt aus. Er kommt grinsend auf uns zu: “Lorena and Timm?” Wir: “Äh, ja?” Er: “I’m Behcet!” Wir: “AAAAAAAAH”. Behcet ist der Bruder eines Bekannten von Levend, dem Professor aus Eskisehir, der uns bei der Unterkunftsuche in Trabzon behilflich sein wird! Wir hatten bisher nur per Email Kontakt. Er war gerade mit seiner Familie auf dem Weg in Richtung Bafra, als er uns auf der Straße entdeckt hat. Wir sind alle positiv überrascht über diesen Zufall und verabreden uns für den Abend in Samsun.



Lorena? Timm? Ein Mann hält neben uns an... Woher kennt er uns?

Lorena? Timm? Ein Mann hält neben uns an... Woher kennt er uns?


Wir verbringen den Nachmittag mit Önder und seiner Familie im "Sommer-Ferienhaus"

Wir verbringen den Nachmittag mit Önder und seiner Familie im "Sommer-Ferienhaus"

In Samsun haben wir einen Schlafplatz über die Plattform “warmshowers.org” gefunden. Önder träumt davon auch einmal eine solche Fahrradreise zu unternehmen und freut sich über jeden Kontakt zu Fernradlern – nicht schwierig, denn die Strecke zwischen Samsun und Trabzon passieren so Einige! Am Abend geraten wir ein wenig in einen Konflikt, da uns sowohl Önder und seine Frau zu einem Bier einladen, aber wir auch eine Einladung von Behcet zum Abendessen erhalten haben. Also brechen wir um zehn Uhr noch einmal zu Behcet und seiner Frau auf und werden dort lecker verköstigt!!!



Abendessen bei Behcet! THANK YOU FOR THE DELICIOUS FOOD, NICE EVENING AND ALL YOUR HELP!!!

Abendessen bei Behcet! THANK YOU FOR THE DELICIOUS FOOD, NICE EVENING AND ALL YOUR HELP!!!


Toller Gastgeber: Önder. Er führt im unteren Geschoss des Hauses seiner Familie eine Apotheke. Im Krankheitsfall ist man so auch in den besten Händen. Wir verlassen Samsun glücklich und gesund! Danke!!!

Toller Gastgeber: Önder. Er führt im unteren Geschoss des Hauses seiner Familie eine Apotheke. Im Krankheitsfall ist man so auch in den besten Händen. Wir verlassen Samsun glücklich und gesund! Danke!!!


Die Busfahrer sind begeistert: Zwei dreckige Räder voller Gepäck sollen im Stauraum untergebracht werden.

Die Busfahrer sind begeistert: Zwei dreckige Räder voller Gepäck sollen im Stauraum untergebracht werden.


Die verbaute Küstenstrasse zwischen Samsun und Trabzon gleicht einer Autobahn und so beschließen wir, die mit dem Bus "eingesparten" Kilometer lieber in landschaftlich attraktiveren Gebieten zu verfahren...

Die verbaute Küstenstrasse zwischen Samsun und Trabzon gleicht einer Autobahn und so beschließen wir, die mit dem Bus "eingesparten" Kilometer lieber in landschaftlich attraktiveren Gebieten zu verfahren...


Auch Busfahren kann bei 30 Grad anstrengend sein. Angekommen in Trabzon stärken wir uns erst einmal mit einer Portion Fast-Food...

Auch Busfahren kann bei 30 Grad anstrengend sein. Angekommen in Trabzon stärken wir uns erst einmal mit einer Portion Fast-Food...

KAPITEL 26: GRÜNE TÜRKEI
KASTAMONU - TÜRKEI

In den Wäldern lassen sich ohne Probleme wunderbare Schlafplätze finden. Hier kommt wohl Niemand vorbei, oder?

In den Wäldern lassen sich ohne Probleme wunderbare Schlafplätze finden. Hier kommt wohl Niemand vorbei, oder?

Grüne Türkei

Die Landschaft, die uns in der Türkei begegnet übertrifft unsere Erwartungen. In unserem Kopf hatten wir ein Bild von einer bergigen recht kargen, sogar teilweise staubtrockenen Türkei. Doch im Norden des Landes regnet es viel und die Wälder und Wiesen erinnern an eine Mischung aus Skandinavien und tropischem Urwald.
Obwohl wir einige Tage “Abstand” vom Outdoorleben genommen haben und es uns dank türkischer Gastfreundschaft richtig gut gehen ließen, fühlen sich unsere Körper ziemlich schlapp an. Nach dem entspannten Fahren entlang der Donau auf meist flachen Strassen machen sich die Zeit der Grenze abrupt beginnenden Höhenmeter der Türkei bemerkbar. Nachdem wir den halben Tag damit verbringen unsere Räder einmal gründlich zu reinigen und die Ketten zu wechseln machen wir uns auf den 180-km-langen Weg durch die bergige, sattgrüne Landschaft der Türkei in Richtung Schwarz-Meer-Küste.
Wir schleichen im Schneckentempo die stetig ansteigende Strasse hinauf. Eine Wiese am Waldrand sieht angesichts des Grades unserer Erschöpfung äußerst verlockend aus und wir beschließen es für diesen Tag bei erbährmlichen 8 Kilometern zu belassen! Ein neuer Rekord! Doch unser Körper dankt es uns und wir starten nach einer erholsamen langen Nacht mit neuer Energie in den nächsten Tag.



Die Türkei überwältigt uns mit atemberaubender Landschaft!

Die Türkei überwältigt uns mit atemberaubender Landschaft!


Traditionelles Dorf

Traditionelles Dorf










Dunkle, hohe Tannen...

Dunkle, hohe Tannen...


Noch ahnen wir Nichts!

Noch ahnen wir Nichts!


Lorena packt zusammen.

Lorena packt zusammen.

Die Strasse meint es heute gut mit uns. Das Wetter nicht. Bei subtropischem Regen geht es in einem angenehmen Auf und Ab durch die wunderschöne Berg-Landschaft, die uns stark an die Alpen erinnert. Alte, rustikale Häuser aus Holz und das Hallen von Kuhglocken in der Ferne. Obwohl die Natur hier wie gemacht dafür ist, entdecken wir kaum Tiere. An einem Canyon legen wir eine kurze Pause ein, als sich plötzlich Etwas in den Büschen auf der anderen Seite bewegt: Bären!!! Eine Mutter mit ihrem Kleinen. Wow! Und dank des Graben können wir sie in Seelenruhe beobachten. Dennoch ist es auch ein wenig beängstigend, da wir vor fünf Minuten noch genau auf dieser anderen Seite waren und dort auch die letzte Nacht verbracht haben. Ok. Ab jetzt wird das Essen wirklich auf die Bäume gehängt!!!



Unfassbar so ein Tier in freier Natur zu erleben! Uns wird bewusst, dass uns so ein Bär tatsächlich jederzeit und überall begegnen kann!

Unfassbar so ein Tier in freier Natur zu erleben! Uns wird bewusst, dass uns so ein Bär tatsächlich jederzeit und überall begegnen kann!

Einstellungssache

Man merkt schnell, ob ein Dorf oder eine Stadt streng muslimisch oder eher modern liberal eingestellt ist. In manchen Orten sieht man haupsächlich Männer entlang der Strasse beim Romé spielen und Cay trinken. Frauen zeigen sich nur mit Kopftuch. Und auch die Blicke, die uns beiden “europäischen Touristen” begegnen, erzählen viel. Dagegen folgt in manchen Städten dem Ortseingangschild eine Alkoholreklame und einige Bars finden sich entlang der Strasse. Frauen hinter dem Steuer anstatt zusammen mit dem Hund auf dem Anhänger des Traktors sitzend. Ich muss immer wieder Schmunzeln, da mir bisher fast überall die vollbusige, leichtbekleidete Pamela Anderson Chips-kauend von einem Plakat entgegenlächelte. In einem Ort, in dem anscheinend nicht allzu oft “Touristen” vorbei kommen und uns die Menschen eher mit kritischen Blicken als mit einem freudigen “Merhaba!” begrüßen, stoppen wir vor einem Internetcafe, um mal wieder Kontakt zur Aussenwelt aufzunehmen. Gerade als es weiter gehen soll, hält vor uns ein Polizeiwagen. Der Beamte bittet uns um unsere Reisepässe und meint er müsse diese zur Kontrolle mit zum Revier nehmen. Da ich meinen Pass – mitsamt aller VISA – nicht einfach so aus der Hand gebe, folgen wir ihm durch das Dorf zu seinem Büro. Ich habe das Gefühl, dass die Blicke der Leute jetzt noch unfreundlicher sind und bin wütend auf den Beamten, da ich die ganze Situation als unnötig und demütigend empfinde. Timm geht mit dem Beamten, ich setzte mich wie ein kleiner Sträfling in den Schatten zu den Rädern und warte…






Timm: Der Beamte ist höflich und freundlich, ich bin nur höflich. Ich verstehe das Problem nicht. Keiner der Beiden in dem spärlich eingerichteten Büro spricht Englisch. Einer kopiert die Pässe, der Andere telefoniert mit irgendeiner Zentrale und sagt immer wieder Lorenas Namen. Letzendlich scheint Google-Translate das Problem zu lösen. Die erste Frage die er mir stellt: “Seid ihr verheiratet?” Ich antworte: “Nein. Problem?” Er: “Nein” und grinst. Damit hat sich scheinbar auch das Telefonat erledigt. Er legt auf. Ich bekomme die Pässe wieder und wir dürfen weiter fahren. Tolle Aktion!



Weiter geht´s...

Weiter geht´s...


Nass-warmes Wetter

Nass-warmes Wetter






Um mit den Eltern zu chatten legen wir eine Hotelpause in Azdavay ein. Die Wettervorhersage unserer Gastgeber mit Hilfe von Google-Translate: "FETT REGEN!"

Um mit den Eltern zu chatten legen wir eine Hotelpause in Azdavay ein. Die Wettervorhersage unserer Gastgeber mit Hilfe von Google-Translate: "FETT REGEN!"

Auf Bärenjagd

Berg in Sicht! Bevor wir diesen in Angriff nehmen, muss ich noch mal schnell auf Toilette. Ich laufe in einen geschotterten Weg hinein. Da entdecke ich neben mir etwas leicht beängstigendes. Das kann doch nicht…? “Tiiiimmm!!!!” Der Weg ist nach dem morgigen Regen fast komplett getrocknet. An einer Stelle befindet sich eine lehmige Wasserpfütze. Und durch diese ist augenscheinlich vor nicht allzu langer Zeit ein Bär marschiert. Riesige Tatzenabdrücke – wie mit der Schablone hineingedrückt – markieren die Spur des Riesen. Das weckt Timms Jagdinstinkt! Bewaffnet mit unseren Kameras und der Tonangel gehen wir auf Bärenjagd. Nun ja, die Tonangel habe ich in diesem Fall eher als illusionäre Verteidigungswaffe gegen den Bären anstatt als Teil der Filmausrüstung dabei.




Ganz schön beängstigend so eine riesige Bärentatze.

Ganz schön beängstigend so eine riesige Bärentatze.


Den Bären können wir nicht finden. Aber könnte das evtl. ein Wolf sein?

Den Bären können wir nicht finden. Aber könnte das evtl. ein Wolf sein?






Nach einigem Hoch und Runter kommt das Schwarze Meer wieder in Sicht. Wir hoffen auf eine flache Küstenstrasse...

Nach einigem Hoch und Runter kommt das Schwarze Meer wieder in Sicht. Wir hoffen auf eine flache Küstenstrasse...